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Hörspiele & -bücher

„Johnny Sinclair: Geisterjäger – Dicke Luft in der Gruft“ (Teil 3 von 3)

CD-Cover (Ausschnitt) Folgenreich, Universal Music CD-Cover (Ausschnitt)

Im letzten Teil der Trilogie geht es hinein in ein Labyrinth unterhalb des Friedhofs. Dort lauern Gefahren von ungeahntem Ausmaß auf Johnny und seine Freunde.

Rezension

Der letzte Teil des Hörspiels Dicke Luft in der Gruft schließt die Geschichte aus Teil 1 ab und setzt direkt nach der zweiten Episode an. Diese sollten bekannt sein, obwohl es zu Beginn der Episode eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse gibt. Auch der letzte Teil des Hörspiels unterhält gut. Allerdings ist das Hörspiel rund zehn Minuten kürzer als die beiden vorherigen Episoden, was prinzipiell kein Problem darstellt, aber zu einem wird, da die Auflösung des Konfliktes beiläufig als ein Deus Ex Machina inszeniert wird. Auf den letzten Seiten des Drehbuchs taucht wie aus dem Nichts die Lösung auf und kann dann alle Probleme beheben. Dafür hätte man sich mehr Zeit nehmen können, es hätte die Qualität nochmals verbessert. So ist die Konfliktlösung eher schwach geraten. Dies kann aber auch in der Romanvorlage der Fall sein, das wurde von mir nicht überprüft.

Sieht man von diesem Schönheitsfehler in der Dramaturgie ab, gibt es eine spannende Erzählung mit viel Grusel und Action. Neben Johnny (Dirk Petrick) und Russel (Leon Blaschke) wird auch deren Klassenkameradin Millie (Sarah Madeleine Tusk) zunehmend zu einem wichtigen Teil der Geisterjägertruppe. Eine besondere Fähigkeit macht sie in der letzten Episode zu einer unverzichtbaren Figur. Auch das wirkt etwas plump, ist allerdings durch die Geschehnisse in den beiden vorherigen Episoden glaubhaft motiviert. So wird – ganz im Sinne des Zeitgeists – eine starke weibliche Figur an Johnnys Seite gestellt, die nicht wie eine Mutterrolle besetzt ist. Von Letzteren gibt es bereits mehrere im Figurenensemble, alle mit ausgeprägten Charaktereigenschaften und alle auf ihre Art sehr selbstbewusst und stark. Das ist eine sehr positive Inszenierung des Frauenbildes, denn anders als in Hörspielen aus meiner Kindheit – beispielsweise He-Man oder Die Lego Piraten – sind die weiblichen Figuren hier nicht nur erzählerisches Beiwerk oder Mittel zum Zweck, das nicht selbstständig handeln darf oder zu naiv ist, um die Ganzheit einer Situation zu erkennen. Diese Entwicklung ist sehr zu befürworten und bildet die junge Generation deutlich besser ab als die Hörspiele aus meiner Kinderzeit. Da Medieninhalte auch einen prägenden Einfluss auf heranwachsende Kinder haben, ist es schön, dass dieses Werk der Kunst deutlich einen Kulturauftrag unterstützt, in dem Mann und Frau gleichberechtigt sind.

Abgesehen von einer plumpen Konfliktlösung des Haupterzählfadens weiß auch der letzte Teil von Dicke Luft in der Gruft zu überzeugen. In dieser Episode wird endlich klar, warum das Werk diesen Titel trägt und was für Kreaturen auf dem CD-Cover zu sehen sind. Kleine Ausflüge in die Mythologie und gute Dialoge runden das Werk ab. Die Soundgestaltung ist zudem sehr gelungen, besonders in den Action-Sequenzen. Das Highlight dieser Episode ist allerdings die Charakterentwicklung von Millie und die damit verbundene Emanzipation einer starken und selbstbewussten Frauenfigur an der Seite von Johnny und Russel.

Hörprobe zu Johnny Sinclair: Geisterjäger

Infokasten

„Johnny Sinclair: Geisterjäger – Dicke Luft in der Gruft“

Teil 3 von 3

Ein Hörspiel von Sebastian Breidenbach und Dennis Ehrhard

Dialogbuch und Regie: Dennis Ehrhard

Schnitt, Audiogestaltung und Mischung: Sebastian Breidenbach

Romanvorlage: Sabine Städing

Illustration: Mareikje Vogler

Musik: Unter Lizenz von Universal Publishing Production Music

Laufzeit: ca. 44 Minuten

Deutschland | 2019

Veröffentlichung: Ab dem 24.05.2019 im Handel erhältlich als CD und Digital.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Ein Dichter, der sich real auf die Seite des Pazifismus schlägt, ästhetisch aber auf die der Gewalt, befindet sich durchaus nicht in einem Widerspruch.“

Alban Nikolai Herbst in Schöne Literatur muß grausam sein

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