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Viel Bewährtes, aber auch Neues: „Private Eyes“ - Staffel 4

Szenenfoto (Ausschnitt) Glücksstern PR Szenenfoto (Ausschnitt)

Abwechslungsreiche Kriminalfälle, interessante Figuren und ein paar Überraschungen warten in der 4. Staffel von Private Eyes auf die Detektive Matt Shade und Angie Everett.

Rezension

PE4 4Nach vier Staffeln nutzen sich Konzepte von Serien oftmals ab. Das Stammpublikum richtet spezifische Erwartungen an eine Fortsetzung, wodurch in vielen Serien mit jeder Staffel ein Korsett enger und enger geschnürt zu werden scheint. In Teilen trifft dies auch auf Private Eyes zu, wo vornehmlich die Liebesbeziehungsspannungen zwischen den beiden Hauptfiguren sich zunehmend abnutzen. Beide sträuben sich vehement dagegen, was sie für ihr Gegenüber wirklich empfinden und pochen immer wieder auf Vernunft. Dabei verlieren die beiden Figuren sich immer wieder in belanglosen Liebeleien mit anderen. Dieser Aspekt von Private Eyes ist auch in der aktuellen vierten Staffel präsent und nutzt sich stark ab, allerdings mündet die vierte Staffel in diesem Konflikt dieser schwelenden und unterdrückten Nichtbeziehung der beiden – mit einem offenen Ende. Der Verlauf der vierten Staffel lässt es eigentlich nicht zu, dass es in der fünften Staffel keine weitreichende Veränderung gibt. Allerdings hat man das bei dem Cliff-Hanger der dritten Staffel auch angenommen und dieser offene Handlungsstrang wird dann in der ersten Episode der vierten Staffel als Nebenplot abgehandelt.

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Angie Everett gerät in die Hände eines Entführers.

PE4 5Überhaupt werden die Fälle zunehmend im direkten Umfeld von Matt Shade (Jason Priestley) oder Angie Everett (Cindy Sampson) angesiedelt. Dabei wird allerdings geschickt vorgegangen. Beispielsweise wenn auf einem Charity-Golfturnier eine Teilnehmerin aus Matt Shades Team bedroht wird. Die Stärke der Serie liegt dabei weiterhin in den glaubwürdig agierenden Darsteller*innen und den Besonderheiten und Eigentümlichkeiten der Haupt- und Nebenfiguren. Die Fälle sind in der vierten Staffel zudem sehr abwechslungsreich gestaltet. Da gibt es beispielsweise eine Erpressung im Hintergrund des Toronto International Film Festivals oder einen scheinbaren Selbstmord eines Schaustellers, der viele Fragen aufwirft. Besonders gelungen sind allerdings die Episoden, bei denen andere Genres aufgegriffen werden. Passend zu unseren Magazinthemen Phantastik, Horror und Science-Fiction gibt es jeweils eine Episode in der vierten Staffel.

PE4 3Einmal gerät die Suche nach einer vermissten Ehefrau zu einer Gruppe von Menschen, die auf eine Begegnung der dritten Art hoffen, im festen Glauben daran, dass Aliens mit ihnen Kontakt aufnehmen wollen. Die Hochzeit von Polizistin Danica Powers (Ruth Goodwin) und ihrer Verlobten Kate Bashwa (Supinder Wraich) gerät während eines Sturms zu einem an einen Slasher erinnernden Szenario, nachdem jemand gewaltsam den Stromanschluss zerstört und die Hochzeitsgesellschaft auf einer Insel gefangen ist, während eine bewaffnete Bedrohung herumläuft. Anders als im Horrorfilm werden hier nicht reihenweise Menschen ermordet, aber die Vorlagen sind deutlich erkennbar. Die Assistentin der Detektivagentur Zoe Chow (Samantha Wan) fungiert in diesem Kontext immer wieder als Element der Komik, was einer zu intensiven Spannung entgegenwirkt. In der letzten Episode der vierten Staffel gibt es dann noch einen Ausflug in die Phantastik. Eine Weissagerin auf einem Jahrmarkt scheint wahrhaft Übernatürliches wahrnehmen zu können. Sie sagt den Tod eines Menschen voraus, der vom Himmel fällt. Als dann ein Techniker bei der Wartung des Riesenrades in den Tod stürzt, sieht vieles nach Selbstmord aus. Allerdings sind in der Kopfwunde des Toten grüne Kunststoffpartikel zu sehen, was gegen den ersten Eindruck spricht. Die Prophezeiungen der Hellseherin sollen sich nochmals bestätigen.

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Angie Everett, Matt Shade und Zoe Chow beim Hochzeitsdinner.

PE4 6Es sind eben diese Ausflüge der Seriendramaturgie in andere Genres, die Private Eyes in der vierten Staffel besonders gestalten und dafür sorgen, dass sich das Konzept nicht abnutzt. Für die fünfte Staffel werden viele potenzielle Veränderungen angedeutet. Bei uns erscheint die vierte Staffel ausschließlich als digitale Veröffentlichung, was angesichts der anhaltenden Covid-19-Pandemie als eine sinnvolle Entscheidung erscheint. Der Point of Sale ist derzeit nicht mehr in Läden für physische Waren gegeben, als Konsequenz wird diese Staffel ausschließlich digital veröffentlicht. Dies hat den Vorteil, dass die Serie gerade mal einen Monat nach Ausstrahlungsende in Kanada in Deutschland veröffentlicht wird.

Die vierte Staffel von Private Eyes ist abwechslungsreich, ohne dabei auf bekannte Muster zu verzichten. Im Zentrum stehen einige interessante Kriminalfälle, bei denen dramaturgische Würze durch die Aufpfropfung von Horror-, Phantastik- oder Science-Fiction-Genreelementen verwendet werden. In den meisten Fällen bleibt die Auflösung allerdings im Bereich des Erwartbaren. Durch die lose Seriendramaturgie bleibt die Staffel zudem angenehm kurzweilig.

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Trailer zu Private Eyes – Staffel 4

Infokasten

„Private Eyes“, Staffel 4

Schöpfer: Tim Kilby, Shelley Eriksen

Regie: Diverse

Drehbuch: Diverse

Laufzeit: 12 Episoden á 43 Minuten

Produzent: Piller Squared/The Segan Company, Entertainment One

Verleih: Edel: Motion

Kanada | 2020

Veröffentlichung: Ab dem 12.03.2021 als Video-on-Demand verfügbar.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amMittwoch, 07 April 2021 11:29
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Der Tausendsakerment! / Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent!“

– Johann Wolfgang von Goethe in einem 1774 zunächst anonym veröffentlichten Gedicht, das dem Schriftsteller als provokante Antwort auf eine Rezension über seinen Drama Götz von Berlichingen (1773) diente.

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