Wenn alle Dämme brechen: „The Sadness“
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Film
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Der filmische Headliner des Fantasy Filmfest 2021 ist ein Werk voller Gewalt und Grausamkeit. Capelight Pictures bringt den Film ungekürzt in die deutschen Kinos.
Kurzrezension
The Sadness ist der Film mit der potenziell größten Reichweite beim Fantasy Filmfest 2021. Wenig verwunderlich also, dass kein anderer Film so viele Besucher*innen angelockt hat wie dieser. Mit The Sadness bekommt das Publikum einen der heftigsten Filme der letzten Jahre dargeboten, gemessen am Festival-Programm seit 2010. Der Film ist brutal, exzessiv und unbarmherzig in der Inszenierung von Gewaltsequenzen, die zum Teil auch sexualisierte Gewalt beinhalten. Da mehrere Personen während der Vorführung das Kino verlassen haben, soll dies eine entsprechende Warnung sein.
In Taipeh bricht die Hölle los, nachdem ein global verbreitetes Virus erneut mutiert. Die Infizierten verlieren jegliche Form von Hemmungen und Beherrschung ihrer Triebe. In der Folge beginnen die Infizierten andere Menschen zu jagen, zu töten, zu quälen und/oder zu vergewaltigen. Das stellt allerdings lediglich die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs dar. In dieser Situation folgen die Zuschauer*innen einem jungen Paar, das getrennt voneinander versucht, in diesem Ausnahmezustand zu überleben, sich wiederzufinden und nicht infiziert zu werden.
Nun kann man meinen, dass The Sadness an George Romeros The Crazies (1973) erinnert, und liegt damit auch nicht vollkommen falsch. Allerdings ist The Sadness gnadenlos heftig und brutal, da die Figuren zunehmend jegliche Ambivalenz ablegen. Ab einem gewissen Punkt beginnen auch die Nichtinfizierten sich ausschließlich darum zu sorgen, wie sie ihr eigenes Überleben sichern können. Währenddessen haben die Infizierten bereits damit begonnen sich ungehemmt und losgelöst von Konventionen zu paaren. Wie gesagt, visuell ist The Sadness äußerst explizit. Dennoch oder vielleicht auch grade wegen dieser überbordenden Inszenierung von Gewalt und Sex besitzt The Sadness eine kathartische Wirkung. Der Film ist zudem ein ernstes Werk, das nicht zynisch, sondern kompromisslos zeigt, was geschieht, wenn Menschen alle gelernten Konventionen ablegen.
Fazit: Ohne Hemmungen in die Hölle
Regisseur Rob Jabbaz entfesselt in The Sadness einen Sturm der gesellschaftlichen Enthemmung, die in einer bluttriefenden Apokalypse den Niedergang des Menschlichen inszeniert. In der Summe ist The Sadness ein Highlight des extremen Horrorfilms, das in seiner Formung Bekanntes so intensiv, im Zeitgeist angesiedelt und heftig inszeniert, wie kaum ein Werk es jemals getan hat.
Infokasten
„The Sadness“
Regie: Rob Jabbaz
Drehbuch: Rob Jabbaz
Produktion: Machi Xcelsior Studios
Verleih: Capelight Pictures
Laufzeit: 109 Minuten (uncut)
Taiwan | 2021
Veröffentlichung: Der Film startet am 03. Februar 2022 ungekürzt in den deutschen Kinos.
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- Januar 2022

Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik