Recht und Gerechtigkeit: „Stockholm Requiem“
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Serie
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Diese schwedische Krimiserie ist extrem düster geraten. Neben heftigen Fällen steht die Suche nach Recht und Gerechtigkeit im Mittelpunkt der Seriendramaturgie.
Rezension
Demnächst wird eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Serie und den darin befindlichen Konflikten und Figurenkonstellationen bei uns als Wissensartikel veröffentlicht werden. Dieser Text soll hingegen lediglich einen kurzen Überblick vermitteln.
In Stockholm Requiem werden einige sehr schwierige und herausfordernde Themen anhand von komplexen Kriminalfällen aufgegriffen und diskutiert, beispielsweise Vergewaltigung, Kindsmord, moderner Sklavenhandel, Rassismus und Drogenkriminalität. Besonders die behandelten Verbrechen überschreiten die ethischen Grenzen auf extreme Weise und schockieren in der Folge. Die Serie ist somit kein Unterhaltungsprodukt – zumindest nicht primär – und sollte mit einer entsprechenden Geisteshaltung rezipiert werden. Wer sich dieser Serie stellt, kann emotional sehr heftig gepackt werden. Die besondere Stärke von Stockholm Requiem ist hierbei die charakterorientierte Erzählung entlang der drei Hauptermittler über einen Zeitraum von mehreren Jahren, in insgesamt fünf Fällen. Allerdings ist die Serie auf insgesamt zehn Episoden á 45 Minuten aufgeteilt, immer zwei ergeben einen Fall in Spielfilmlänge.
An Stockholm Requiem ist mit dem ZDF auch ein deutsches Unternehmen an der Produktion beteiligt. Eine solche Produktion erscheint im deutschen Film-, Serien- und Fernsehmarkt derzeit eigentlich nicht möglich, dazu ist der Stoff einerseits zu düster und andererseits zu kritisch gegenüber bestehenden Instanzen des Rechtssystems. In jedem der fünf Fälle werden Verbrechen in Art und Umfang thematisiert, die hierzulande in einer Krimiserie nicht denkbar erscheinen. Dazu sind die Täterprofile in den meisten TV-Krimis in Deutschland zu eindimensional und unreflektiert, ein reines Mittel der Bedrohung und in der Folge nichts anderes als notwendiges Werkzeug der Dramaturgie. Die Verbrechen sind zudem sehr grausam und scheuen beispielsweise nicht davor zurück Gewalt gegen Kinder zu inszenieren. In Stockholm Requiem gelingt es allerdings die Täter als ambivalente Figuren zu inszenieren, mit einem glaubwürdigen Hintergrund und einer eigenen, aus der Täterperspektive heraus, logischen Motivation. An den Ermittlern sind die Zuschauer:innen über den Verlauf der Serie sehr nah dran, denn neben den Ermittlungen steht die Entwicklung dieser Figuren und deren Privatleben im Mittelpunkt. Genau dieser Umstand macht die Entwicklung innerhalb der Seriendramaturgie besonders und hinterlässt einen bittersüßen Beigeschmack am Ende der Serie.
Zu Beginn der Erzählung wird die studierte Kriminologin Frederika Bergman (Liv Mjönes) als Zivilfahnderin in die Mordkommission von Stockholm berufen. Dort begegnet sie ihren späteren Kollegen Alex Recht (Jonas Karlsson) und Peder Rydh (Alexej Manvelov). Zunächst wird Frederika nicht sehr herzlich empfangen, doch sie etabliert sich als wichtige Mitarbeiterin. Im Hauptteil wird eine Vielzahl von Verbrechen inszeniert, mit einer Intensität und Grausamkeit, die haften bleibt. Den Epilog prägt dann die gesamte Heftigkeit jener Ambivalenz, die von Beginn an in der Serie mitschwingt.
Wer eine unkonventionelle, düstere und von vielen Kritikern (vollkommen zu Unrecht) zerrissene Serie sucht, die nicht davor zurückschreckt, die Grausamkeit von Verbrechen zu thematisieren, der muss Stockholm Requiem sehen. Das hier ist kein Popcorn-Kino und nichts für „nebenbei mal Streamen“. Diese Serie ist konsequent heftig und daher so exzellent, wie sie ist.
Trailer zu Stockholm Requiem
Infokasten
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„Stockholm Requiem“ (OT: „Sthlm Rekviem“)
10 Episoden á 45 Minuten
Romanvorlage: Kristina Ohlsson
Production: C More, TV4, Screen Flanders, ZDF Enterprises, et. al.
Verleih: Edel: Motion
Schweden | Belgien | Deutschland 2018
Veröffentlichung: Ab dem 24.05.2019 im Handel erhältlich auf DVD und als Video-on-Demand.
Mediathek: Bis zum 25.07.2019 ist die Serie in der ZDF-Mediathek verfügbar.
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik