Überraschend düster: „Grantchester“ – Staffel 2
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Serie
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Sidney Chambers und DI Geordie Keating sind zurück und ermitteln wieder gemeinsam als Priester und Polizist. Das ungleiche Paar gerät dabei mehrfach aneinander.
Kurzrezension
Im Jahr 1954, in der kleinen Gemeinde Grantchester: Eine Schülerin schreibt in ihrem Tagebuch, dass sie eine Beziehung mit einem Priester pflegt. Der Vater beschuldigt darauf hin den Geistlichen Sidney Chambers (James Norton), der jedoch ein guter Freund des Ermittlers Geordie Keating (Robson Green) ist. Sidney beteuert seine Unschuld und wird zunächst wieder frei gelassen. In der Vergangenheit hat Sidney der Polizei mehrfach geholfen Verbrechen aufzudecken. In der zweiten Staffel sind die Fälle allerdings düsterer und heftiger als zuvor. Hier geht es um Vergewaltigung, Spionage und Lustmord, Beziehungstaten, Geldgier und Rache. Die Spannweite ist somit groß und einige der Fälle schrammen an wirklichkeitsnahen Horrorinszenierungen. Die Serie geht zwar immer wieder auch ins melodramatisch-romantische, verliert dabei allerdings nie die neu entdeckte Heftigkeit.
In dieser Staffel wird die Freundschaft von Sidney und Geordie mehrfach auf eine harte Probe gestellt, bei der die Vertrauensbasis der beiden erschüttert wird. Hier stellt sich zudem die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, die anhand eines Falls über die gesamte Staffel mitschwingt und mehrfach in anderen Episoden anklingt. Obwohl die Serie um eine Ausgewogenheit zwischen den düsteren Kriminalfällen und einer historiendramenartigen Inszenierung des Alltagslebens der Fünfziger Jahre bemüht ist, steht in der zweiten Staffel vor allem das Böse im Menschen und das Schreckliche, was dieser verursachen kann, im Zentrum der Dramaturgie. Aus diesem Grund führen wir die zweite Staffel von Grantchester bei uns in der Kategorie Horror, obwohl es als Historiendrama und Kriminalserie eigentlich Off-Topic ist. Doch die Fälle sind derart düster und in Teilen auch sehr explizit brutal, dass diese Entscheidung dadurch überhaupt erst notwendig erscheint.
Ruhig und, besonders beim Thema Liebesleben, sehr melancholisch, werden die teils sehr heftigen Kriminalfälle eingerahmt, die sich auch vor Motiven wie Kindesmisshandlung, Pädophilie und Selbstjustiz nicht scheuen. In der zweiten Staffel ist Grantchester deutlich düsterer als in der ersten Staffel. Die Konflikte sind zudem komplexer geraten, während die Serie an Qualität weiter zunimmt. Die zweite Staffel ist sehr gelungen und verbleibt mit einem offenen Ende, das auch weiterhin viel Spannung verspricht.
Trailer zu Grantchester – Staffel 2
Infokasten
„Grantchester“
Staffel 2
6 Episoden á 50 Minuten
Erfinder: Daisy Coulam
Regie: Tim Fywell, David O’Neill, Edward Bennet
Drehbuch: Daisy Coulam, John Jackson, Joshua St. Johnston
Production: Lovely Day, Materpiece, Kudos, EndemolShine Group
Verleih: Edel: Motion
UK | 2016
Veröffentlichung: Ab dem 20.09.2019 auf DVD und als Video-on-Demand im Handel erhältlich.
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik