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Hörspiele & -bücher

„Mark Brandis, Folge 31: Geheimsache Wetterhahn“

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Das vorletzte Abenteuer von Mark Brandis spiegelt die politische Gegenwart der Zukunft. Zwischen Intrigen und Korruption verhärten sich die Fronten zunehmend.

Präsident Hastings ist tot. Nun entbrennt ein politischer Wettstreit um die Nachfolge. Die erfolgreichsten Aussichten auf Erfolg hat General Alfred Dreyer a. D. (Andreas Conrad), der für seinen offensiven Vorschlag, alle militärischen Ressourcen der Raumflotte für die Nahrungssuche zu verwenden, außer Dienst gestellt wurde. Was beim Kommando der Raumflotte nicht besonders beliebt war, machte Dreyer hingegen für die einfachen Bürgerinnen und Bürger zu einem im höchsten Maße ansprechenden Kandidaten. Folglich ist der politische Erfolg von General Dreyer vorgezeichnet. Neben den politischen Ränkespielen wird diese Episode von einer weiteren Thematik getrieben: Ein Schiff der Raumnotretter ist verschwunden und Mark Brandis (Michael Lott) macht sich persönlich auf die Suche nach dem Schiff und den möglichen Überlebenden. Dafür muss er in das Gebiet der Republiken eindringen, potentielles Feindland. Auch wenn die Raumnotretter eine neutrale Position zwischen den beiden verfeindeten Lagern der Menschheit innehaben, ist das ein gefährliches Unterfangen.

Brandis stolpert sprichwörtlich über eine von langer Hand geplante Intrige, welche die Kriegsführung zwischen den verfeindeten Lagern auf eine neue Ebene hebt. Unterdessen gewinnt Dreyer zunehmend an Einfluss und vereint sogar ehemalige Kritiker hinter sich. Wie in einem klassischen Drama üblich werden die beiden Handlungsstränge verwoben, um dann eine komplexere Struktur zu entlarven. Das funktioniert gut in dieser Episode, doch zum Ende hin geht dem Plot irgendwie die Luft aus. Nach dem dramaturgisch konsequenten Planetaktion Z hagelte es aus den Reihen der Fans, Kritik, welche zum Teil sehr harsch ausfiel. Nun liegt die Befürchtung auf der Hand, dass Geheimsache Wetterhahn als Reaktion auf diese Kritik angepasst wurde. Es lässt sich nicht beweisen, aber besonders der dramaturgische Bruch mit der sonst so konsequenten Inszenierung der Folgenreich-Hörspiele lässt dies vermuten. Auf diese Weise bleibt eine unbefriedigende Hörerfahrung zurück, obwohl 70 der 75 Minuten des Hörspiels exzellent inszeniert und umgesetzt sind. Das Ende wirkt zusammenhanglos, angepasst und aufgepfropft – leider.

Für Fans der Mark-Brandis-Hörspiele ist auch der vorletzte Teil ein Pflichtkauf, alle Gelegenheitshörer könnten enttäuscht werden. Im Endeffekt bleibt die globale Handlung der Serie, welcher auch das Ende dieser Episode aussichtsreich gestaltet. Es ist nun beinahe vorbei mit der langen Mark-Brandis-Reihe. Hier wird kein furioses Finale eingeleitet, aber das würde auch eigentlich nicht dem klassischen Erzählstil gerecht werden. Für 70 Minuten sehr gut und für 5 Minuten unerwartet schwach, dennoch ein gutes Hörspiel, auf gewohnt hohem Produktionsniveau.

Letzte Änderung amFreitag, 18 August 2017 17:40
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

"Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt"

aus Hermann Hesses

Im Nebel

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