Interaktive Grafiken: Hollywood-Daten schön gemacht
- geschrieben von André Vollmer
- Publiziert in Information
- Schriftgröße Schriftgröße verkleinern Schrift vergrößern
Die Information is Beautiful Awards schreiben Wettbewerbe zur kreativen Datenaufbereitung aus. Kürzlich wurden Daten aus der Hollywood-Filmindustrie visualisiert.
Daten sind selten ein Thema in diesem Online-Magazin. Dabei können sie so schön sein, zumindest wenn kreative Köpfe sie in Grafiken aufbereiten und Außenstehenden so leichter zugänglich machen. Die Information is Beautiful Awards schreiben regelmäßig Wettbewerbe aus, in denen Daten nach verschiedenen Konzepten aufzubereiten sind, unter anderem als statische oder interaktive Infografik. Kürzlich wurden die Gewinner des Aufbereitungswettbewerbs Hollywood Dataviz Challenge gekürt, bei dem ein dicker Datensatz aus der Hollywood-Filmindustrie visualisiert werden sollte. Genau hier findet sich die Schnittstelle zu unserem Blog: Mal schauen, wie die interaktiven Grafiken funktionieren und vor allem, was sie über die Produktion von Horror- und Fantasyfilmen verraten können.
Der Datensatz Hollywood-Stories
Zunächst die harten Fakten: Das Hollywood Stories Dataset, aufbereitet von Information is Beautiful, soll nach deren Angaben jeden Hollywood-Film der letzten fünf Jahre (2008-2011) mitsamt einigen Informationen enthalten. Das sind unter anderem die Kategorien Budget, Genre, Durchschnittsbewertung des Publikums und verschiedene Einnahmen, etwa jenes am Eröffnungswochenende. Auf dem Titelblatt haben die Datensammler noch ein paar Anmerkungen gemacht, die von Interesse sind, zum Beispiel, dass für 2011 nicht alle Daten in den Kategorien Einnahmen erhoben wurden.
Interaktive Grafiken: die Gewinner
Gewonnen hat die interaktive Grafik Budgets Big and Small von Daniel Leventhal. Auf den zweiten Platz kam James Fishers Visualisierung Hollywood Data Explorer. Den dritten Platz teilen sich Erik Boertjes mit Movies and Magnets und Tom Evans mit FilmStrips. Vorstellen möchte ich hier nur Budgets Big and Small, Hollywood Data Explorer und FilmStrips.
FilmStrips ist simpel und anschaulich. Zwei Datensätze eines Films werden durch einen Balken nach oben und einen nach unten dargestellt. Standardmäßig sind diese das Produktionsbudget und die weltweiten Einnahmen, können aber verändert werden. So lassen sich zwei Werte schnell optisch abgleichen. Da alle Filme nebeneinander abgebildet werden, ergibt sich eine bunte Balkenlandschaft. Ausreißer fallen so sofort auf, etwa Paranormal Activity mit einem Budget von 0,015 Mio. US-Dollar, aber phänomenalen Einnahmen von 171,3 Mio. US-Dollar. Bewegt man den Mauszeiger über einen der Filmbalken erscheinen noch weitere Informationen und der Titel des Films.
Der Hollywood Data Explorer ist da noch klassischer. Die Y- und X-Achse dieses interaktiven Diagramms können mit unterschiedlichen Daten versehen und so in Beziehung zueinander gesetzt werden. Bei Start sind das die Informationen Einnahmen und Ratingwert des Magazins Rotten Tomatoes. Die Filme werden als Kreise angezeigt, deren Größe und Farbe ebenfalls Daten widerspiegeln können. Die Kreisgröße ist in der Grundeinstellung das Budget. Hält man den Cursor auf einen Kreis wird über der Grafik angezeigt, um welchen Film es sich handelt und was sich noch so über diesen sagen lässt.
Der Sieger Budgets Big and Small ist optisch am ansprechendsten. Zu Beginn werden alle Filme durch ihr Cover dargestellt, was ein hübsches Mosaik ergibt. Links kann der Informationssuchende dann über verschiedene Werte Selektionen vornehmen, etwa nur ausgewählte Genres oder Filme bis zu einem bestimmten Budget anzeigen lassen. Das Gute ist, dass sich alle Daten miteinander kombinieren lassen, sodass man eine sehr spezielle Auswahl treffen kann, wie etwa alle Horrorfilme aus 2009 mit einem Budget über 23 Mio. US-Dollar. Das sind allerdings nur zwei: Nightmare on Elm Street und Case 39. Je nachdem, wie viele Filme sich in der Auswahl befinden, werden die Cover unterschiedlich groß angezeigt. Ein Klick auf ein Cover zoomt es heran und lässt rechts eine Infoübersicht zu dem Film erscheinen. Ein schönes Feature ist der Filmtitel, der auf die Internet Movie Database verlinkt, wo man weitere Informationen finden kann, zum Beispiel über den Regisseur oder die Schauspieler.
Alle Infografiken haben noch ein paar Funktionen mehr, als hier erwähnt wurden, aber das Wichtigste habe ich genannt.
Was erfährt man über Fantasy und Horror?
Kommen wir zum Sinn und Zweck der Infografiken: das Auswerten der Daten. Hier meine willkürliche Zusammenstellung interessanter Fakten:
In den letzten fünf Jahren wurden 41 Horrorfilme und nur sechs Fantasyfilme in Hollywood gedreht, wobei man bei diesen Zahlen vorsichtig sein muss. Jeder Film konnte nur einem Genre zugeordnet werden, wie Information is Beautiful auf dem Titelblatt des Datensatzes angemerkt hat. Daher tauchen etwa die Twilight-Filme allein unter dem Genre Drama auf, obwohl sie auch Elemente von Fantasy und Horror enthalten. Bei so wenig Fantasyfilmen spare ich mir diese zu besprechen und konzentriere mich auf das Horror-Genre.
Laut Rotten Tomatoes, der Quelle des Datentyps Durchschnittspublikumsbewertung, haben den Zuschauern unter den Horror-Filmen Super 8 und Saw IV in den letzten fünf Jahren am besten gefallen. Nicht so gut kamen Shark Night 3D, The Roommate und Dylan Dog – Dead of Night an. Mit 259,71 Mio. US-Dollar hat Super 8 weltweit am meisten eingespielt, gefolgt von Paranormal Activity 3 mit 201,9 Mio US-Dollar. Letzerer war allerdings um einiges profitabler, weil der Film mit nur 5 Mio. US-Dollar finanziert wurde (Super 8 dagegen mit 50 Mio. US-Dollar). Am profitabelsten ist aber immer noch Paranormal Activity gewesen, wie sich oben schon angedeutet hat. Mit einer Profitabilität von 1142000 Prozent sprengt dieser Überraschungserfolg jegliche Vorstellungskraft.

André Vollmer
Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.