log in

Film

„Marlina the Murderer in Four Acts“ – Rape-Revange aus Indonesien

Filmszene mit Logo (Ausschnitt) Filmszene mit Logo (Ausschnitt)

Ein Fremder betritt das Haus einer Frau und prophezeit ihr, dass am selben Abend sechs weitere Männer vorbeikommen, sie ausrauben und vergewaltigen werden.

Kurzrezension

Mar 3Diesem Szenario gegenüber sieht sich Marilina (Marsha Timothy), die kürzlich zur Witwe geworden ist. Niemand kann die alleinstehende Frau beschützen. Ihr Haus liegt sehr abgelegen in den Bergen und der Eindringling mit Namen Markus (Egy Fedly) macht es sich derweil bequem in Marlinas Haus. Er befiehlt ihr, was es zu essen geben wird und dass sie ihn wie einen Gast zu behandeln hat. Am Abend tauchen die angekündigten Männer auf, Markus stellt sich als deren Anführer heraus. Mit jeder Minute wächst die Spannung weiter und die angekündigte Gräueltat rückt immer näher.

Marlina the Murderer in Four Acts ist ein anspruchsvoller Film, der in langen Einstellungen Raum gibt die Emotionen der Figuren wirken zu lassen. Der Beginn des Films fühlt sich wie der Biss einer Schlange an, die einen mit tödlichem Gift versetzt. Es scheint keinen Ausweg zu geben, keine Möglichkeit diesem Schrecken zu entfliehen. Nach dem ersten Akt hat sich Marlinas Leben für immer geändert, aber hier beginnt eine Reise, die zur Findung des Charakters beiträgt. Dabei wird wundervoll fotografiertes Kopfkino geboten. Insgesamt besitzt das Werk den Flair eines Rachewesterns, jedoch aus der Perspektive von misshandelten Frauen. Zu beachten ist hierbei, dass Frauen in Indonesien keine starken Rechte besitzen, sie haben zu dienen, zu gehorchen und sich zu unterwerfen. Diesem gesellschaftlichen Bild setzt das Werk von Regisseurin Mouly Surya einen deutlichen Kontrast entgegen und erzählt die Geschichte von mehreren starken Frauen, die gemeinsam die Schmach der Unterdrückung überwinden können. Interessant ist auch in diesem Kontext die Systemkritik in Form eines kleinen Mädchens, das den Namen eines Jungen trägt, damit dieses so aufwachsen könne wie ein Mann. Dies bezieht sich auf das Recht zur freien Entfaltung oder kann zumindest als solches gelesen werden.

Es handelt sich hierbei um einen sperrigen Film, der ein ernstes Thema aufgreift. Dabei ist der Film spannend und in der gewählten Form der Erzählung ein wenig märchenhaft. Eine rekursive Narration spiegelt das wiederkehrende Unrecht, das Frauen in diesem Film zugefügt wird. Dieser Film hat das Potential zu einem ganz großen Film zu werden, der international beachtet wird, was aufgrund seiner kritischen Ausrichtung wünschenswert ist. Ein berührender, emotionaler und auf eine ganz spezielle Art heftiger Film, der einen zum Nachdenken bringt.

Trailer zu Marlina the Murderer in Four Acts

Infokasten

„Marlina the Murderer in Four Acts“

Regie: Mouly Surya

Drehbuch: Rama Adi, Garin Nugroho, Mouly Surya

Laufzeit: xx Minuten

Produzent: Rama Adi, Faizan Zidni

Verleih: Eksystent Distribution Filmverleih

Indonesien 2017

Letzte Änderung amDonnerstag, 07 November 2019 21:30
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

Because we don't know when we will die, we get to think of life as an inexhaustible well. Yet everything happens only a certain number of times, and a very small number really. How many more times will you remember a certain afternoon of your childhood, some afternoon that is so deeply a part of your being that you can't even conceive of your life without it? Perhaps four or five times more, perhaps not even that. How many more times will you watch the full moon rise? Perhaps twenty. And yet it all seems limitless.

– Paul Bowles, Autor von The Sheltering Sky

Cookie-Einstellungen