Kommentar zur Darstellung von LARP in "The Wild Hunt"
- geschrieben von André Vollmer
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In meiner Beschäftigung mit dem Fantasy Filmfest bin ich dem Filmtrailer zu The Wild Hunt begegnet. Darin findet sich eine – fragwürdige? – Inszenierung von LARP.
Es stehen dieses Jahr besonders vielversprechende Filme auf dem Programm des Fantasy Filmfestes. Einen Film davon will ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Denn The Wild Hunt inszeniert LARP (Life Action Role Playing) in einem Film, wie es ihn bis dato zu diesem Thema nicht gegeben hat. Falls dieser Film wenigstens eine mäßige Breitenwirkung erzielt, werden sich so einige Geister an ihm scheiden. Ich kenne bisher nur den Trailer.
Das Schema des Films ist ein Altes: Was als Spiel begann, endet in blutigem Ernst. Ein LARP-Setting bietet sich für so ein Horror-Szenerio bestens an, wie ich finde. Daher kann ich verstehen, wenn die Kunst LARP für sich nutzbar machen will, um anhand dessen eine Geschichte zu erzählen, und sei es eine Horrorfiktion. Und das ist das Stichwort: Fiktion. Der Film sagt nichts über tatsächliches LARP aus. Aber sicher werden viele den Film als Verunglimpfung ihres Hobbys wahrnehmen.
LARP ist immerhin eher ein unkonventionelles Hobby, das sich immer wieder neu rechtfertigen muss. Vor diesem Hintergrund kann es geschehen, dass der Film zu einem negativen Image beiträgt. Vor allem dann, wenn er die Klischees bedient. Dass ein Horror-Szenerario im LARP-Sektor jedoch nicht zwangsläufig Propaganda gegen LARP sein muss – wie es auf Youtube bereits in den Kommentaren zum Trailer diskutiert wird – wird sich dann zeigen, wenn der Film eben nicht in den Klischees verharrt, sondern entscheidende Nuancen setzt. Der Trailer verrät bisher nichts darüber, ob LARP per se verteufelt wird oder ob nur eine Gruppe im Gesamtkomplex LARP durchdreht, das Hobby an sich aber in Ordnung ist.
Die Grundidee von The Wild Hunt ist nämlich keine schlechte. Um den Horror wirkungsvoll zu inszenieren, muss der Film aus meiner Sicht etwas ansprechen, vor dem wir uns fürchten – und das sind oft sehr irrationale oder unwahrscheinliche Dinge. Natürlich sind LARPer in Wirklichkeit keine Ritualmörder – aber was ist, wenn sie es in der Fiktion doch wären? Sicherlich hat der eine oder andere LARPer in einer ruhigen Minute darüber nachgedacht, was wäre, wenn das, was er gerade täte, nicht mehr ein Spiel wäre, sondern purer Ernst. Wie unwahrscheinlich das auch wäre – sieht man sich den freundschaftlichen Umgang auf LARP-Treffen an – so sehr kann es dennoch eine Quelle der Angst sein. Wenn also LARP in seiner Gesamtheit nicht delegitimiert, sondern nur diese Angst vor dem Kontrollverlust über Ernst und Spiel bedient wird, glaube ich, kann es ein guter Film werden.
Nichtsdestotrotz könnte weiter angeführt werden, dass schon durch die Grundidee des Films das LARPen einen Imageschaden erhält. Immerhin wird das Schlimmste gezeigt, was nur denkbar ist, auch wenn es absolut an den Haaren herbeigezogen erscheint. Es kann doch wohl unter den Zuschauern von so viel Medienkompetenz ausgegangen werden, dass sie den Übergang einiger Filmcharaktere von Spiel zu realem Ritualmord nur für ein übersteigertes Horror-Motiv halten, welches nichts mit der Realität zu tun hat. Ich glaube nicht, dass jemand mit gesundem Menschenverstand nach diesem Film einen LARPer, wenn er ihn sieht, für einen Ritualmörder hält. So viel Einfluss spreche ich Filmen einfach nicht zu. Dafür hält doch jeder einzelne das Schreckliche für so weit von sich entfernt, dass es ihm nichts mehr anhaben kann. Zu glauben, dass alle LARPer böse Paktierer seien, würde viel zu sehr dem geordneten Weltbild schaden.
Abschließend lässt sich also nichts sagen, aber viel behaupten. So lange der Film nicht in den Kinos läuft oder auf DVD zu haben ist, bleibt alles Vermutung. Ein Trailer allein sagt meist recht wenig über einen Film aus.
Trailer zu The Wild Hunt
André Vollmer
Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.