„The Seventh Day“: Investigativer Exorzismus-Horror
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Film
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In seinem zweiten Langfilm inszeniert Justin P. Lange (The Dark) einen investigativen Exorzismus-Horrorfilm mit Guy Pearce (Prometheus) in einer Hauptrolle.
Rezension
Pater Peter (Guy Pearce) gilt als der beste Exorzist der Kirche in den USA. Der junge Pater Daniel (Vadhir Derbez) wird vom Erzbischof von New Orleans (Stephen Lang) ausgewählt, um von Pater Peter zu lernen. Bereits nach kurzer Zeit treffen die beiden ungleichen Priester auf eine dämonische Präsenz. Zunächst ist Pater Daniel gegenüber den Methoden von Pater Peter skeptisch, doch im Kampf gegen übernatürliche Bedrohungen gibt es kein Allheilmittel und kein festgefügtes Vorgehen.
2018 nahm das renommierte Fantasy Filmfest Justin P. Langes Langfilm-Debüt The Dark ins Programm. Dadurch konnte der junge Regisseur auf sich aufmerksam machen. Mit The Seventh Day gelingt es Regisseur Justin P. Lange das Exorzismus-Subgenre des Horrorfilms um ein paar neue Ideen zu bereichern. Hier steht weniger das Spektakel des Exorzismus im Mittelpunkt, wie in anderen Genrevertretern (beispielsweise The Rite oder Der Exorzist), sondern vielmehr die Ermittlungen der Exorzisten über die Hintergründe der mutmaßlichen Besessenheit des jungen Charlie (Brady Jenness), der seine Familie mit einer Axt ermordet hat. Pater Daniel lernt dabei unkonventionelle Methoden und Vorgehensweisen durch Pater Peter kennen, die den Exorzisten in Ausbildung mit übernatürlichen Schrecken konfrontieren. So zeichnen die Ermittler schrittweise den Pfad des Dämons nach, der von Charlie besitzt ergriffen hat. Dieser investigative Ansatz ist die eigentliche Stärke von The Seventh Day. Die düstere und ästhetische Bildgestaltung – ähnlich wie in The Dark – soll nicht unerwähnt bleiben, denn diese trägt deutlich die Signatur von Justin P. Lange.
Figurenkonstellation und dramaturgischer Ansatz
Neben Guy Pearce zu bestehen ist für viele Schauspieler*innen eine Herausforderung. Vadhir Derbez spielt hier erstmals eine Hauptrolle in einem US-Spielfilm und übernimmt dabei die Figur des unterwürfigen, ängstlichen Jungexorzisten. Die Dynamik zwischen Pater Daniel (Vadhir Derbez) und Pater Peter (Guy Pearce) wirkt von einer kühlen Distanz geprägt, wobei Pater Peter immer eine gewisse Dominanz ausstrahlt, die Pater Daniel in die Rolle eines unschuldigen Lamms zu drücken scheint. Eine solche Figurendynamik scheint vom Regisseur beabsichtigt zu sein, legt er darin doch das Potenzial für den Konflikt zwischen den beiden handlungsführenden Figuren an. Vadhir Derbez gelingt hier unter der Schauspielführung von Justin P. Lange eine gute Performanz, die besonders in den Szenen des Films zu glänzen weiß, in denen der inszenatorische Fokus auf der von ihm verkörperten Figur liegt. Hier deutet der junge mexikanische Schauspieler sein Können an. Zur vollen Entfaltung gelangt dieses allerdings nur selten, in den vorgegebenen Mustern der von ihm verkörperten Figur ist für eine breite Palette von Schauspiel nur wenig Raum gegeben. Insgesamt bleibt die Performanz glaubwürdig und authentisch – das ist es, worauf es bei einem Werk wie the Seventh Day mehr ankommt als auf den Einsatz von Spezialeffekten und Wendungen. Das Werk wird von den beiden Protagonisten getragen, entlang derer die Narration entfaltet wird, wodurch die Figurendynamik der beiden ungleichen Protagonisten über Erfolg oder Misserfolg des Films entscheiden. Dabei nutzt der Regisseur und Drehbuchautor einen investigativen Zugang zur Erzählung und lässt somit das Publikum weitgehend direkt an den Erfahrungen und gewonnen Informationen der Protagonisten teilhaben. Ein solcher Ansatz ist mutig, hat allerdings 2001 in Training Day so gut funktioniert, dass die Verquickung einer annährend echtzeitlichen Thrillerdramaturgie mit einer investigativen Exorzismuserzählung nicht abwegig erscheint. Ob dieses Experiment in The Seventh Day gelingt, sollte jeder für sich selbst entscheiden.
Die Nutzung von Zeitdruck in einer Horrordramaturgie findet sich häufig, überraschender Weise allerdings selten im Kontext eines Exorzismusplots, bei dem es aus den Gegebenheiten heraus im Grunde bereits darauf ankommt, keine Sekunde zu vergeuden. Dieses Mittel zum zentralen Movens von The Seventh Day zu machen ist ein interessanter Ansatz. Würde man auf einige vorhersehbare Wendungen verzichten, hätte dieser Film ein ähnlicher Rohdiamant werden können, wie es The Dark ist. Doch hier wird zu viel Inhalt in zu wenig Zeit gepresst, was dem Werk im Endeffekt mehr schadet als nützt. Besonders dann, wenn der Point-of-no-Return im Plot erreicht ist und statt auf puren Horror auf einen melodramatischen Ansatz gebaut wird. Auch das ist mutig, im großen Finale spielt Guy Pearce den jungen Vadhir Derbez allerdings so sehr in die Enge, dass dieser Moment des Films aus dem dramaturgischen Gleichgewicht gerät.
Fazit
The Seventh Day hat viel Potenzial und weiß mit einigen frischen Ideen zu überzeugen. Die knapp 85 Minuten Laufzeit bleiben allerdings nicht nachhaltig im Gedächtnis, was bei einem Exorzismusfilm meistens bereits durch die Präsentation der dämonischen Besessenheit gelingt. Was stattdessen im Gedächtnis bleibt, sind einige Momente, die aus der Masse herausstechen. Die Fokussierung der Inszenierung auf die Dynamik zweier handlungsführender Figuren ist ebenso interessant, wie die Komponente der dramaturgischen Verquickung von Investigationsplot und Exorzismus unter Zeitdruck als Element der filmischen Dramaturgie.
Trailer zu The Seventh Day
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik