„Night of the Virgin“ ist eine Ekelprobe für Hartgesottene
- geschrieben von André Vollmer
- Publiziert in Film
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Eigentlich will Nico am Silvesterabend seine Jungfräulichkeit verlieren. Stattdessen gerät er an eine seltsame Frau und wird ohne Ende mit Horrorsäften übergossen.
Kurzrezension
Es ist Silvesterabend auf einer Party. Nico (Javier Bódalo) gerät nach diversen missglückten Antanzversuchen an eine ältere Frau, die ihn unverhohlen anlächelt und ihn bald in ihre unerwartet versiffte Wohnung einlädt. Nach ein wenig Smalltalk wird klar, dass mit Medea (Miriam MartÃn) etwas nicht stimmt. Als dann auch noch ihr Exfreund gegen die Tür hämmert, droht der Abend aus dem Ruder zu laufen. Was Nico da noch nicht weiß: Medea will diese Nacht einen blutigen Ritus durchführen.
Night of the Virgin ist ein groteskes, zugleich künstlerisch fotografiertes Kammerspiel, das zwischen Komödie und Schreckensdarstellung changiert. Der mythologisch motivierte Plot schildert eine schleichende Manifestation des Wahnsinns und, wichtiger noch, ein ekelerregendes Grauen, das allgegenwärtig zu sein scheint. Der Zuschauer kann sich darauf verlassen, dass der Protagonist im Verlaufe der Handlung mit sämtlichen Horrorsäften bespritzt, bekleckert und vollgesaut wird: Menstruationsblut, Käferschleim, Blut, Sperma und Kotze, um einige wenige zu nennen. Im Grunde zielt der Film von Beginn an auf eine Präsentation des maximalen Ekels ab, beginnend mit einem nerdigen Typ, der Frauen auf peinlich vulgäre Weise antanzt, hin zu Ungeziefer, Dreck, Blut, Sexualgerüchen und Smartphones, die in Körperöffnungen verschwinden.
Nach und nach überschreitet Night of the Virgin jede Grenze, erst die der körperlichen Nähe, schließlich sogar die des Körpers selbst und mündet derart in einem Bodyhorror-Szenario, das in Körpersäften nur so untergeht. Die Darstellung ist daher entsprechend explizit: Gewalt, Ekelszenen und Geschlechtsteile werden ohne Scham abgelichtet. Dabei lösen sich die Ekeleffekte stellenweise von der Inszenierung und gewinnen ihren eigenen Schauwert, sie wirken zu gewollt und brechen mit der Wahrscheinlichkeit, sodass sich die Frage stellt: Musste die Figur jetzt auch noch angeschissen werden? Hauptsache eklig. Der Ekel wäre dosierter viel wirkungsvoller gewesen und hätte nicht die sehr spannende mythologische Fundierung des grässlichen Geschehens in den Hintergrund gedrängt.
Night of the Virgin beginnt als Komödie und schildert dann zunehmend körperliche Schrecken, ohne ganz seinen Humor einzubüßen. Dieser Film ist etwas für Hartgesottene: eine echte Ekelprobe.
Trailer zu Night of the Virgin
Infokasten
„Night of the Virgin“ (OT: La Noche del Virgen)
Regie: Roberto San Sebastián
Drehbuch: Guillermo Guerrero
Laufzeit: 116 Minuten
Produzent: Kevin Iglesias
Verleih: Pierrot Le Fou
Spanien | 2016
Ab dem 17.11.2017 im Handel auf DVD, Blu-ray-Disc und digital.
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André Vollmer
Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.