„Final Girl“ verspricht eine einmalige Spielerfahrung
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Brett- & Kartenspiele
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Jeder Horrorfan kennt das Motiv des „Final Girl“. Der Begriff stammt aus der feministisch geprägten Horrorfilmwissenschaft und ist zum Sinnbild eines ganzen Genres geworden.
Vorbericht
Als Carol J. Clover in Men, Woman, and Chainsaws den Begriff des „Final Girl” einführte, war nicht abzusehen, dass dieses Motiv einer einzelnen überlebenden jungen Frau in einem Horrorszenario mit spezifischen Eigenschaften zu einem Element der Popkultur werden würde. Das war 1992, als die erste Hochphase des Slashers bereits zehn Jahre zurücklag. Filme wie Halloween, Freitag der 13. oder Hell Night waren nicht nur bereits zu Klassikern geworden, sondern (mehrfach) fortgesetzt worden. Diese Filme hatten eine Blaupause für ein kostengünstiges Produktionskonzept etabliert, das von Filmemachern bis zum Exzess wieder und wieder produziert wurde.
Das Konzept des „Final Girls“ ist derart bekannt, dass man dies als Teil der allgemeinen Bildung über filmische Narration einstufen kann. Daher verwundert es wenig, dass es bereits mehrfach im Kontext postmoderner Inszenierungen aufgegriffen wurde, beispielsweise in Scream oder You Might be the Killer, oder als Ansatzpunkt für Parodien dient, etwa in Scary Movie oder The Final Girls. Jetzt wird dieses Konzept als Element einer Spielmechanik für ein Brettspiel implementiert.
Das Brettspiel Final Girl von Van Ryder Games wird derzeit bei Kickstarter finanziert. Dieses Brettspiel ist für eine Person, die in die Rolle eines Final Girls schlüpft und gegen einen Killer antritt. Es geht darum zu überleben, andere Überlebende vor dem Killer zu retten und den Killer zu besiegen, indem dieser vernichtet wird. Soweit, so typisch. Die Szenarien sind in sogenannten „Feature Film“-Boxen enthalten, die gemeinsam mit dem Grundspiel immer ein Szenario bilden sowie einen ikonischen Killer und zwei Final Girls beinhalten. Der Aufbau des Spiels erscheint sehr effizient gestaltet, denn die Boxen werden zum Spielfeld.
Die Spielmechanik stellt den Überlebenskampf ins Zentrum. Der Killer agiert nach einem zufälligen Konzept, gelenkt von Karten. Das Final Girl hingegen besitzt einen Vorrat von Handkarten, aus denen bestimmte Aktionen gewählt werden können, die dann im Spielzug verwendet werden. Dabei ist entscheidend wie hoch das „Horrorlevel“ im Spiel aktuell ist, denn je schlimmer die Situation für die Protagonistin, desto weniger Würfel hat diese zur Verfügung. Gleichermaßen wird der Killer mit jedem Mord stärker. Dieses Grundprinzip verspricht interessante Spiele mit einer anspruchsvollen Herausforderung, bei der – wie oft im Horrorgenre – mit gegenseitigen Abhängigkeiten gearbeitet wird. Rettet das Final Girl Überlebende wird es stärker. Bekommt der Killer diese hingegen in Reichweite, sind sie tot. Im Kickstarter wurde ein narratives Storyboard freigeschaltet, das die einzelnen Killsequenzen beschreibt. Ein weiteres sehr interessantes Feature.
Noch bis zum 16. Mai steht Final Girl bei Kickstarter und kann unterstützt werden. Es handelt sich hierbei um ein überaus interessantes Spielkonzept, das ein Motiv und ein Horrorparadigma zum Movens der Spielmechanik macht. Neben einem Sommercamp mit einem maskierten Killer und einem Spukhaus mit einem bösen Geist als Antagonisten, stehen noch drei weitere „Feature Filme“ zur Verfügung. Sollte das Projekt genug Unterstützung generieren, wird es zudem einen weiteren kostenlosen „Feature Film“ für alle Unterstützenden geben.
Hier geht es direkt zur Kampagne auf Kickstarter.com.Dort findet sich auch ein animierter Trailer.
Literatur
Clover, Carol J. (1992) Men, Woman, and Chainsaws. Princeton University Press
Infokasten
„Final Girl“
Spieldesign: A.J. Porfiro, Evan Derrick, Shaun Varsos et. al.
Verlag: Van Ryder Games (vanrydergames.com)
Spielerzahl: 1
Genre: Survival Horror, Strategie
Veröffentlichung: Geplant für Mai 2021.
Bildquelle: Kickstarter-Kampange zu Final Girl
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik