Reingeschaut in die ‚neue‘ Anime-Serie: „ARISE – Ghost in the Shell“
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Serie
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Die Vorgeschichte zu Ghost in the Shell: Stand Alone Complex 1&2 und Ghost in the Shell überrascht mit neuem Look, gut erzählter Action und komplexer Erzählung.
Alles beginnt irgendwann. Die Geschichte um Major Motoko Kusanagi und Sektion 9 des japanischen Außenministeriums beginnt unterschiedlich, abhängig vom Erzählstrang oder der Fassung des Werkes. Im Originalfilm von Mamoru Oshii beginnt es mit dem ikonischen Sprung von einem Hausdach. Dieses Bild wird in den Werken immer wieder aufgegriffen, auch in der Realverfilmung mit Scarlett Johansson aus diesem Jahr. ARISE beginnt jedoch mit der Exhumierung eines getöteten Soldaten, durch Aramaki. Die Figur kennen Fans der Serie später als den Leiter der Spezialeinheit Sektion 9. Im strömenden Regen wird ein Sarg freigelegt. Plötzlich erscheint eine Frau mit einem vollständig künstlichen Körper – also ein Vollcyborg – und bedroht Aramaki und seine Mitarbeiter. Hierbei handelt es sich um die Soldatin Motoko Kusanagi, die den Tod an ihrem Freund und Vorgesetzten ebenfalls untersucht. Als der Sarg geöffnet wird, erwacht darin ein Kampfroboter und attackiert die Umstehenden. Die Wege von Aramaki und Major trennen sich zunächst wieder, denn zu Beginn dieser Geschichte gehören sie unterschiedlichen Lagern an.
Auch andere spätere Mitglieder von Sektion 9 werden in der Handlung vorgestellt. So sitzt der Polizist Togusa auf einer Stelle ohne Zukunft fest und muss sich immer wieder mit korrupten Kollegen herumärgern. Batou wird als Ex-Militär vorgestellt, der nun als Söldner arbeitet, gleiches gilt auch für Saitô und Burma. Paz hingegen verdient sich als Undercover-Cop seinen Lebensunterhalt und setzt dabei sein Leben aufs Spiel. Durch verschiedene Verstrickungen kreuzen sich die Wege aller späteren Mitglieder von Sektion 9. Dabei entstehen aus aktuellem Interesse kurzzeitige Allianzen, doch im nächsten Handlungsabschnitt können die Figuren schon wieder auf der anderen Seite stehen. In den ersten drei Episoden gibt es hierbei viel Fluktuation, bis sich in der vierten Folge die Gruppe gefunden hat, die später zur Sektion 9 werden wird.
Im Zentrum der Erzählung steht ein Virus, der das Gehirn befällt und sowohl Erinnerungen als auch die Wahrnehmung manipuliert. Dadurch kann sich niemand sicher sein, die korrekten Erinnerungen zu besitzen. Major gerät deshalb in der ersten Episode selbst an den Rand des Wahnsinns. Das alles scheint auf einen Hacker zurückzugehen, der sich selbst als „Fire Starter“ – also Brandstifter – bezeichnet. Der Flächenbrand, der entstehen kann, wenn bestens ausgebildete Ex-Militärs glauben, für eine gute Sache zu kämpfen und dabei halb Tokyo in Angst und Schrecken versetzen, thematisiert die zweite Episode. In der Dritten geht es dann um eine Verschwörung, die mit Kriegsverbrechen aufräumen möchte. Das Virus ist dabei die übergeordnete Größe, durch die eine Verbindung der einzelnen Folgen geschaffen wird. Obwohl ARISE Major Kusanagi in den Mittelpunkt der Erzählung stellt, wird immer wieder Raum geschaffen, in dem auch andere erzählerisch relevante Figuren ausdefiniert und stärker gezeichnet werden. Das macht viel von der Qualität der Serie aus.
Anspruchsvolle Themen, eine gute Erzählung und eine gelungene Optik bringen frischen Wind in die „Ghost in the Shell“-Storyworld. ARISE ist bereits 2013 in Japan erschienen und ist in Deutschland nun endlich erhältlich. Jede Disc enthält zwei Episoden – so genannte Borders –, die mit jeweils etwa einer Stunde Laufzeit sowie einer exzellenteren Produktion mehr verbundene Filme sind als Folgen einer Serie.
Trailer zu ARISE – Ghost in the Shell
Infokasten
„Ghost in the Shell ARISE“
Regie: Masahiko Murata, Kazuchika Kise
Drehbuch: Tow Ubukata, Masamune Shirow (Mangavorlage)
Produzent: Bandai Visual Entertainment, Kengo Abe, Mitsutoshi Arimoto
Laufzeit: ca. 60 Minuten / 4 Episoden (Border 01 bis Border 04)
Verleih: Universum Film
Japan | 2013, 2014
Ab 26.05.2017 im Handel auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik