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Film

„King Arthur: Legend of the Sword“ – Großartig erzählte Sword & Sorcery

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Guy Ritchies Adaption der Artussage ist modern, spannend und sowohl ästhetisch als auch erzählerisch herausragend im Vergleich zur üblichen Fantasy-Actionkost.

Rezension

Aufgewachsen im Schoße dreier Huren ist Arthur (Charlie Hunnam) ein gerissener junger Mann geworden, der auf den Straßen Londiniums einen regen Sinn fürs Geschäft, aber auch für Gerechtigkeit entwickelt hat. Je älter er wird, desto ausgeprägter entwickelt sich sein Vermögen als Anführer, mit dem er Geschäft und Gerechtigkeit im engen Kreise seiner Vertrauten durchzusetzen weiß. Weder scheren den Mann die Gesetze des Königs, wo sie sein Einkommen beschneiden, noch schreckt er vor grobem Wikingervolk zurück, das sich an seinen drei Ziehmüttern vergreift. Bis eines Tages das Meer die in Stein versenkte Klinge Excalibur freigibt und Arthurs Leben umkrempelt. Die Prophezeiung besagt, dass derjenige, der das Schwert aus dem Fels ziehen kann, der wahre Thronfolger von Uther Pendragon (Eric Bana) ist und England aus der unrechtmäßigen Herrschaft Vortigens (Jude Law) befreien wird. Daran ist dem Despot allerdings wenig gelegen. In Massen treibt er die jungen Männer des Landes zu dem Felsen, um Uthers Sohn ausfindig und unschädlich zu machen – darunter auch Arthur, der genau dieser Nachkomme ist.

King Arthur 6King Arthur: Legend of the Sword basiert lose auf der Artussage. Mit der Vorlage teilt der Film die essenziellen Motive, um als eine Adaption des Stoffes erkannt zu werden. In diesem Rahmen liefert der Film einen radikal modernisierten Zugang zu der Erzählung von Artus und den Rittern der Tafelrunde, King Arthur 1sowohl auf ästhetischer als auch auf inhaltlicher Ebene. Ihre Kraft bezieht diese actionreiche Adaption aus ihrem trockenen Humor, einer rasanten Erzählweise und starken Figuren, die in aussagekräftigen Szenen knapp, aber glaubhaft und sympathisch gezeichnet werden. Arthur wird von Beginn als fähiger und selbstbewusster Anführer gezeigt, den die Umstände seiner Jugend im Bordell zu einem rechtschaffenden Kleinganoven geformt haben, der in seinem Leben durchaus einstecken musste und daher gelernt hat, sich und seine Freunde zu verteidigen. Derart begründet der Film auf eine realistische Weise, weshalb Arthur späterhin zwischen sich und seinen Rittern die Gleichheit wahrt, für die symbolisch die Tafelrunde steht.

Entsprechend hadert Arthur, der weiß, dass Politik nur Ärger bringt, zunächst mit seinem höheren Schicksal, erkennt aber bald die Notwendigkeit darin, Vortigen aufzuhalten. Wie der Film seine Figuren geschickt zu zeichnen weiß, so emotional wirksam wird ein Rachemotiv entwickelt, das Arthur zu einem finalen Schlagabtausch mit dem tyrannischen Herrscher treibt. So leicht es einem gemacht wird, diesen Antagonisten zu hassen, so bleibt dieser dennoch ähnlich wie Arthur ein gemischter Charakter, der durchaus Leid und Trauer empfinden kann, aber der letztlich alles für seine narzisstisch motivierte Machtgier opfert. Ein besonderes Detail in der Figurenzeichnung ist, dass die im Kampf Gefallenen für Arthur und seine Gefährten nicht egal sind. Der Film nimmt sich die Zeit, diese Verluste zu reflektieren, und verwebt sie mit Arthurs Zweifel an der Richtigkeit seiner Sache.

King Arthur 7Erzählerisch ist der Film anspruchsvoller, als man zunächst erwartet hätte, und sehr gelungen. Vielfach wird achronisch erzählt und mehrere Szenen ineinander verschnitten, was einerseits die Spannung des Geschehens beflügelt und andererseits Unterhaltungswert allein durch eine Erzählweise King Arthur 5geschaffen wird, die bloß ein wenig komplexer als üblich ist. Grandios ist, wie eine musikalisch rasant getaktete Montage das Heranwachsen Arthurs und seinen Werdegang auf den Straßen Londiniums schildert und dabei sowohl ausdruckstarke als auch viele humorvolle Momente schafft. Überhaupt verschmelzen oft Erzählung und Taten in diesem Film, etwa wenn Arthur dargelegt, nach welchem Plan er und seine Mitstreiter vorgehen und parallel hierzu die Umsetzung des Plans dargestellt wird. Stellenweise nimmt der Film auch die Ästhetik eines Musikvideos an, das seine Bilder teils durch Slow-Motion-Effekte mit Bedeutung auflädt und dabei ganz auf Umgebungston verzichtet.

King Arthur 2

All dies schafft King Arthur: Legend of the Sword, ohne auf pulstreibende Verfolgungsjagden und funkenstiebende Schwertkämpfe zu verzichten. Im Gegenteil: Die unterhaltende Action macht einen Großteil des Films aus, ist aber großartig in die Narration und ihre ästhetische Präsentation eingebettet. Guy Ritchies Adaption der Artussage, die gut ins Genre Sword & Sorcery passt, wird nicht unbedingt jedem gefallen, der einen pompösen Blockbuster mit viel Haudrauf erwartet. Das macht aber nichts.

King Arthur: Legend of the Sword ist großartig erzählte Action mit Fantasy-Elementen, mitreißender Musik, starken Figuren und ebenso starken Schauspielern sowie – last, but not least – mit einer für diese Art von Filmen außergewöhnlichen Erzählweise, die einfach nur überrascht hat und Spaß macht.

Trailer zu Trailer zu King Arthur: Legend of the Sword (englisch)

Infokasten

„King Arthur: Legend of the Sword“

Regie: Guy Ritchie         

Drehbuch: Joby Harold, Guy Ritchie

Laufzeit: 126 Minuten

Produzent: Safehouse Pictures u. a.

Verleih: Warner Bros.

USA 2017

Veröffentlichung 11.05.2017 (Kinostart)

Letzte Änderung amSonntag, 19 September 2021 14:53
André Vollmer

Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.

Unter anderem auch das . . .

„Das Recht zur Kritik ist, sozusagen, ein ästhetisches Naturrecht.“

– Hugo Dinger: Dramaturgie als Wissenschaft. Bd. 1. Leipzig 1904, S. 318.

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