Gegen die Erwartungen: „Happily“
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Film
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Ein glückliches Ehepaar scheint eine Abweichung von der Welt zu sein. Ein Fremder taucht auf, um den Defekt zu korrigieren und bezahlt mit seinem Leben.
Rezension
Janet (Kerry Bishé) und Tom (Joel McHale) sind seit einigen Jahren glücklich verheiratet. Sie haben überdurchschnittlich viel Sex und streiten sich so gut wie nie. Die beiden sind derart glücklich, dass sie mittlerweile allen befreundeten Paaren auf die Nerven gehen. Eines dieser Paare besteht aus Karen (Natalie Zea) und Val (Paul Scheer), die nach einer Party beschließen, Janet und Tom von dem geplanten Pärchenwochenende auszuschließen. Am nächsten Tag steht plötzlich ein Unbekannter (Stephen Root) vor der Haustür von Janet und Tom. Der Fremde stellt sich als Regierungsagent vor und will die gesellschaftliche Abweichung eines glücklichen Ehepaares mit Hilfe einer Injektion korrigieren. Die Situation eskaliert, als Janet den Fremden im Affekt tötet. Nachdem die Leiche versteckt wurde, klingelt Janets Smartphone und Karen bietet ihr an, doch an dem geplanten Wochenende teilzunehmen. Mit belastetem Gewissen und der Vermutung, dass einer ihrer Freunde sie bei der Regierung angeschwärzt haben könnte, machen sich Janet und Tom auf den Weg.
Regisseur BenDavid Grabinski weiß einen interessanten Konflikt zu schaffen und diesen auf mehreren Ebenen in der Figurenkonstellation zu etablieren. Die ersten zwei Drittel des Films werden gekonnt von Vertrauen und Misstrauen innerhalb des Figurenensembles getragen. Als dann alle Beteiligten im Haus eingesperrt sind, gibt es den Moment, in dem alle Karten auf den Tisch gelegt werden müssen, den großen Showdown, wenn man so möchte. Doch hier wählt Regisseur und Drehbuchautor bewusst einen anti-klimaktischen Höhepunkt in seinem Werk. Dadurch löst er die Spannung auf und zwingt sein Publikum dazu, mit den Figuren zu leiden. Dieser gewagte Ansatz funktioniert allerdings nur eingeschränkt, da die Erwartungshaltung an den Film, besonders durch den Trailer und auch durch den zusätzlichen deutschen Titel, womöglich eine andere ist.
Selten hat ein Film einen so krassen dramaturgischen Bruch wie Happily – Glück in der Liebe, Pech beim Mord. Tatsächlich besitzt das Werk viele interessante Ansätze und deutet das Können von Regisseur und Drehbuchautor BenDavid Grabinski an, der hier sein Spielfilmdebüt gibt. Der dramaturgische Bruch, mit dem auch ein Genrewechsel einhergeht, könnte für viele Zuschauer*innen allerdings zu viel sein, beweist jedoch, dass Grabinski sich vollkommen bewusst darüber ist, was er dort tut.
Fazit
Happily ist ein überraschender Film, der seinem Publikum mehr abverlangt, als der Trailer verspricht. Ob das Werk mit seinem ungewöhnlichen dramaturgischen Ansatz überzeugen kann, hängt wohl von der Offenheit des Publikums ab. Eine interessante filmische Erfahrung mit einem interessanten Nachhall liefert dieser Film dennoch.
Infokasten
„Happily – Glück in der Liebe, Pech beim Mord“ (‚OT: „Happily“)
Regie: BenDavid Grabinski
Drehbuch: BenDavid Grabinski
Produzent: Common Wall Media. Electric Dynamite, Indy Entertainment
Verleih: Splendid Film
Laufzeit: 96 Minuten (uncut)
USA | 2021
Veröffentlichung: Ab dem 30. Juli 2021 auf DVD, Blu-ray und als Video-on-Demand im Handel erhältlich.
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- September 2021

Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik