„Come True“ – Verstörender Abstieg in das Unbekannte des Ichs
- geschrieben von André Vollmer
- Publiziert in Film
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Was für Bilder produziert unser Gehirn, wenn es schläft? Was, wenn diese unbewussten Träume sichtbar würden? Come True inszeniert ein beklemmendes Geheimnis.
Kurzrezension
Sarah (Sarah Stone) ist von Zuhause abgehauen. Notgedrungen schläft die Teenagerin im Freien, dann vorübergehend bei einer Freundin (Tedra Rogers). Entsprechend schlecht schläft sie, hat Augenringe, nickt ständig ein. Da kommt ihr ein Forschungsprojekt sehr gelegen, bei dem die Probanden im Schlaf beobachtet werden. Noch ahnt sie nicht, dass die Forscher einem unheimlichen Phänomen auf der Spur sind, das offenbar bei allen Menschen in einer bestimmten Schlafphase auftritt, etwas, das tief im Ich verankert ist und nachts zum Vorschein kommt.
Come True ist dunkle Phantastik, die mit verstörenden Bildern in die Tiefen der menschlichen Psyche abtaucht. Was sieht unser Gehirn, wenn es schläft? Und was, wenn eine Technologie diese unbewussten Imaginationen sichtbar machen könnte? Dieser filmische Abstieg in den inneren Kern menschlicher Natur wird kapitelweise erzählt und gräbt sich so häppchenweise in das Unbekannte, das, weil es eben unbekannt ist und bleiben muss, zu einem bildgewaltigen Geheimnis aufgebaut wird, untermalt von sphärischer Elektromusik, in der man sich verliert. Das Unbekannte zu inszenieren, ohne es aufdecken zu müssen, es stattdessen ästhetisch zu umkreisen und die Deutung den Zuschauenden zu überlassen, das ist eine besondere Stärke des Phantastischen, von der Come True lebt. Mit Spannung, Beklemmung und Neugier verfolgt man, wie das Geheimnis erst Gestalt annimmt und sich dann zunehmend vertieft, bis schließlich die Grenzen zwischen Realität und Traum aufgelöst werden und das Phantastische in Horror übergeht.
Die großartige Musik, ohne die der Film nicht wäre, was er ist, wurde von den Elektro-Künstlern Electric Youth und Pilotpriest komponiert. Je nach Geschmack und Empfinden kann die nahezu dauerhafte musikalische Unterfütterung der Filmbilder, die bisweilen in einer musikvideo-artigen Inszenierung mündet, allerdings als störend wahrgenommen werden, insbesondere wenn sogar Dialoge abzusaufen drohen. Andererseits kann kaum etwas so leicht eine traumartige Atmosphäre heraufbeschwören wie die spezielle Wirkung der Musik auf das menschliche Gemüt.
Fazit: Psycho-Thriller, dunkle Phantastik und Horror
Come True beginnt als Geschichte über eine Jugendliche mit Schlafproblemen, die von Zuhause ausreißt, und entwickelt sich rasch zu einem abgefahrenen Mix aus Psycho-Thriller, dunkler Phantastik und Horror, verstörend visualisiert, traumartig inszeniert und von besonderer Filmmusik untermalt. Dieser Trip bleibt in Erinnerung.
Trailer zu Come True
Infokasten
„Come True“
Regie: Anthony Scott Burns
Drehbuch: Anthony Scott Burns, Daniel Weissenberger
Laufzeit: 105 Minuten
Produzent: Steven Hoban , Mark Smith
Verleih: Koch Films
Kanada | 2020
Veröffentlichung: 23. September 2021 als „Strange Dreams“ (Blue-Ray/DVD)
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André Vollmer
Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.