„Ruin me“ – Spiel mit Horrorklischees, das Ernst wird
- geschrieben von André Vollmer
- Publiziert in Film
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Sechs Fremde gehen in den Wald und spielen Horror. Sie sind Fans des Horrorfilmgenres und wollen erschreckt werden. Bis auf eine, die ernst macht.
Kurzrezension
„Slasher Sleepout“, so heißt eine Erlebnisveranstaltung für Horrorfans der besonderen Art. Für 36 Stunden werden sechs Teilnehmer im Wald ausgesetzt, um Rätsel zu lösen, abends zu zelten und – natürlich – um erschreckt zu werden. Darunter auch Horrorfilmliebhaber Nathan (Matt Dellapina) und seine Freundin Alexandra (Marcienne Dwyer), die in ihrem Leben noch nie einen Horrorfilm gesehen hat. Sie ist nur Nathan zuliebe mit dabei, weil sein Kumpel Jared (Sam Ashdown) unerwartet krank wurde. Klingt spaßig, geradezu nach wohligem Grusel für Hobby-Abenteurer. Dumm nur, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Teilnehmer verschwinden und nachts wandern seltsame Gestalten durch den Wald. Ausgerechnet Alexandra ist bald mit der Frage konfrontiert, was inszenierter und was realer Schrecken ist. Eine Frage des Überlebens.
Ruin me spielt mit der Doppeldeutigkeit des Szenarios. Niemand erwartet, dass alles nur Show und Entertainment ist, doch was es ist, das sich innerhalb dieses gespielten Horrors letztlich als wirklicher Schrecken erweist, ist lange Zeit unklar. In dieser Weise ist der Film fesselnd, auch wenn einige entscheidende Wendungen sehr gerafft erzählt werden. Erzähllogisch mag die Handlung aufgehen, durch die Präsentation aber entsteht stellenweise der Eindruck von Ungereimtheiten und lässt das Ende ein wenig aufgesetzt wirken. Nicht immer ist die Unterscheidung von Inszenierung und Tatsächlichkeit des Schreckens glaubwürdig. Es drängt sich das Gefühl auf, die Protagonistin müsste den Unterschied doch bemerken. Warum sie es vielleicht doch nicht kann, erklärt der Film, stellt es aber inszenatorisch nicht markant genug heraus, so dass es – zumindest mich – nicht ganz überzeugt hat. Ruin me ist dennoch eine unterhaltsame, oft auch witzige Metaperspektive auf das Horrorgenre. Außer Alexandra kennen sich alle Figuren mit den Stereotypen, Klischees und Erzählformeln des Genres aus. Die Figuren sind sich also möglicher Handlungsverläufe bewusst und thematisieren sie, was eine ganz eigene Komik entwickelt. Den Spaß und den wohligen Grusel, den sich die Teilnehmer des „Slasher Sleepout“ erhoffen, bekommen die Zuschauer von Ruin me auf jeden Fall.
Trailer zu Ruin me
Infokasten
„Ruin me“
Regie: Preston DeFrancis
Drehbuch: Trysta A. Bissett, Preston DeFrancis
Laufzeit: 87 Minuten
Produzent: Terror Weekend Productions
Verleih: bisher keiner
USA | 2017
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André Vollmer
Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.