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Film

„Blade of the Immortal“ – Takashi Miikes 100. Film

Filmplakat (Ausschnitt) Filmplakat (Ausschnitt)

Die Mangaverfilmung Blade of the Immortal spiegelt Takashii Miikes Schaffen wieder, viele seiner bisherigen Erkennungsmerkmale werden in diesem Film vereint.

Rezension

Einhundert Filme. Nur wenige Darsteller haben in so vielen mitgewirkt, kaum ein Autor hat so viele Skripte verfasst und zum einhundertsten Mal auf einem Regiestuhl Platz genommen. Das hat nun der japanische Ausnahme-Regisseur Takashi Miike geschafft. Anlässlich dieses Meilensteins werden auf dem Fantasy Filmfest 2017 insgesamt drei seiner Werke gezeigt: Audition, Lesson of the Evil und Blade of the Immortal.

Bla 2Ein ausgestoßener Samurai (Takuya Kimura) wird mit dem Fluch des ewigen Lebens belegt. Fortan ist er dazu verdammt, nicht zu altern oder sterben zu können, egal wie sehr er zugerichtet wird. Soweit die Vorgeschichte des Unsterblichen. Ein zweiter Handlungsstrang erzählt von dem Wunsch nach Vergeltung, denn die Tochter (Hana Sugisaki) eines Schwertmeisters musste mitansehen, wie dieser von einem niederträchtigen Kampfkünstler getötet wurde. Als sie am Grab ihres Vaters trainiert, tritt eine Hexe an sie heran und sagt ihr, dass sie für ihre Rache nach dem Unsterblichen in Edo suchen solle. Die Grundlage für einen Rachefilm ist gelegt.

Mit Samurai-Filmen hat Takashi Miike ebenso viel Erfahrung wie mit Horror- oder Gangsterfilmen. In Blade of the Immortal wird in diversen Subplots erzählt. Hier gibt es kleine Passagen, die der Figurenzeichnung dienlich sind. Das sorgt für viel Abwechslung, mag aber nicht jedem gefallen, weil die eigentliche Erzählung dadurch nur marginal vorangebracht wird. Aber eben dieser Ansatz macht den Film besonders und teilt das Werk in unterschiedliche Kapitel mit verschiedenen Konflikten ein, wodurch zunächst eine gewisse Fragmentierung entsteht, die jedoch am Ende des Werkes viele dieser Stränge aufgreift und zusammenführt.

Bla 1

In einem Werk wie diesem kommt auch die Action keineswegs zu kurz. Fulminante Martial Arts wie im chinesischen Film gibt es nicht, aber viele harte Nahkämpfe voller Blut und abgetrennter Gliedmaßen. Auch hier spiegelt sich ein Markenzeichen Miikes, denn seine Filme sind oftmals für seine explizite Darstellung von Gewalt kritisiert worden. Besonders im letzten Drittel färbt das Blut der Gefallenen die Leinwand rot, während diese gegen einen Unsterblichen kämpfen. An diesem Ansatz hätte das Werk scheitern können, ginge es zentral um den unsterblichen Schwertkämpfer, doch – wie in der Mangavorlage – wird der Konflikt auf eine höhere Ebene gehoben, verschiedene Herausforderungen müssen überwunden werden und jeder Kampf wird mit einer Figurenentwicklung verbunden. Das ist großartig und macht aus dem zugegebenermaßen platten Grundplot eine interessante Geschichte, die sich auf die Motivationen der Figuren konzentriert. Hier werden flüchtige Allianzen gebildet, das Konzept von Freund und Feind flirrt immer wieder hin und her. Ein ausgesprochen gelungener Soundtrack – sowohl in Musik als auch Klangdesign – runden das stimmige Gesamtbild ab, das technisch auf einem sehr hohen Niveau produziert wurde.

Ist Blade of the Immortal nun Takashi Miikes bestes Werk? Wie immer bei solchen Sachen ist es eine subjektive Wahrnehmung, die darüber entscheidet. Wer sämtliche Werke des Regisseurs kennt und aufgrund objektiver Faktoren analysiert hat, der kann das vermutlich beantworten. Klar ist aber, dass man das bekommt, was man bei Takashi Miike erwartet. Einen heftigen Film mit viel expliziter Gewalt und einem speziellen, skurrilen Humor.

Blade of the Immortal ist ein überzeugender Samurai-Action-Rache-Film mit phantastischen Elementen in der Erzählung. Es ist auch ein Film, der die Essenz dessen auf die Leinwand bringt, was Miikes Filme oftmals auszeichnet. Wer eine gute Zeit haben möchte und eine Mischung aus langsamer Erzählung, Gewalt und einigen gelungen Actionpassagen sucht, wird hier belohnt.

Trailer Blade of the Immortal

Infokasten

„Blade of the Immortal“ (OT: Mugen no jûnin)

Regie: Takashi Miike

Drehbuch: Tetsuya Oishi, Hiroaki Samura (Manga-Vorlage)

Laufzeit: 140 Minuten

Produzent: Shigeji Maeda, Misako Saka, Jeremy Thomas

Verleih: Ascot Elite Entertainment

Japan | UK 2017

Letzte Änderung amSamstag, 30 September 2017 13:25
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Phantasie bzw. Fantasie (griech.: [...] phantasía – ‚Erscheinung’, ‚Vorstellung’, ‚Traumgesicht’, ‚Gespenst’) bezeichnet eine kreative Fähigkeit des Menschen. Oft ist der Begriff mit dem Bereich des Bildhaften verknüpft (Erinnerungsbilder, Vorstellungsbilder), kann aber auch auf sprachliche und logische Leistungen (Ideen) bezogen werden. Im engeren Sinn als Vorstellungskraft bzw. Imagination ist mit Phantasie vor allem die Fähigkeit gemeint, innere Bilder und damit eine ‚Innenwelt’ zu erzeugen.“

– Wikipedia

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