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Comics

10. Schocktober: „The Killing Joke“ (1988)

Bildausschnitt DC Comics, Panini Comics Bildausschnitt

Es gibt einige Comics, die zu Recht als Klassiker bezeichnet werden; einige wegen ihres Einflusses auf die Popkultur, andere weil sie wichtige Figuren der Comicliteratur definieren oder entscheidend geprägt haben. Eines dieser Comics ist Batman –The Killing Joke.

Besprechung und Einordnung

Was The Killing Joke so bedeutend macht? Zum einen die Neudefinition des Jokers und zum anderen sein Schuss auf Barbara Gorden (Batgirl). Beides hat das Geschehen in den „Bat-Serien“ über Jahre hinaus entscheidend geprägt. Der Joker wird hier als das dargestellt, was er ist: ein wahnsinniger, von jeglicher Moral befreiter Mörder. Allerdings wird dies nicht einfach so stehen gelassen. Man bekommt einen tiefen Einblick in die Vergangenheit des Jokers und in seine verdrehte Psyche.

Das Buch

KillJoke 2Der DC-Comic Batman - The Killing Joke aus dem Jahr 1988 stammt von dem Autor Alan Moore (Watchmen, V wie Vendetta, From Hell) und dem Zeichner Brian Bolland. Die mir vorliegende Version aus dem The-Killing-Joke-Sammelband von Panini aus dem Jahr 2008 unterscheidet sich vom Original insofern, als dass Brian Bolland die Kolorierung auf einen zeitgemäßen Stand gebracht hat. Außerdem hat er einige Gesichtsausdrücke geändert, um die Gefühle und Motivationen der Charaktere klarer zu machen. Die wichtigste Änderung jedoch besteht darin, dass er die Rückblicke in die Vergangenheit des Jokers in Schwarz-Weiß-Optik geändert hat. Damit hebt er gekonnt die einzelnen Zeitebenen voneinander ab, und stellt die Wichtigkeit der Szenen heraus. Die Zeichnungen sind, im Vergleich zum Durchschnitt der Superheldencomics der 80er Jahre, generell auf sehr hohem Niveau und von hohem Detailgrad. Dies ging bei anderen Comics leider häufig unter, speziell was die Hintergründe angeht, die in dieser Zeit noch oft nur angedeutet waren.

Die Geschichte

In sehr atmosphärischen Schwarz-Weiß-Passagen wird erzählt, wie ein namenloser Mann, nachdem er seinen Job in einer Chemiefabrik aufgegebenen hat, versucht als Comedian Fuß zu fassen. Als dies nicht klappt, fühlt er sich als Versager in den Augen seiner hochschwangeren Frau. Er versucht verzweifelt Geld aufzutreiben und trifft in einer heruntergekommenen Kneipe auf zwei Kriminelle, die sein Wissen über die Chemiefabrik für ein Verbrechen ausnutzen wollen. Daher heuern sie den Namenlosen an, um ihnen zu helfen. Mit der Aussicht auf das große Geld für seine Frau und das Kind lässt er sich darauf ein.

An dem Tag des Verbrechens erfährt er, dass seine Frau bei einem Unfall gestorben ist. Er ist völlig verzweifelt und will nicht mehr mitmachen, wird jedoch von den Kriminellen dazu gezwungen. In der Fabrik läuft scheinbar zunächst alles nach Plan, als plötzlich bewaffnete Wachmänner und kurz darauf auch Batman auftauchen. Die beiden Kriminellen werden von den Wachmännern erschossen und der Namenlose, von Batman verfolgt, springt in Panik über ein Geländer und landet in einer ätzenden Flüssigkeit. Nachdem er sich aus diesem Pool herausgezogen hat, sieht man (jetzt in Farbe), was ihm die Flüssigkeit angetan hat: ein eingefallenes Gesicht mit kreideweißer Haut, blutroten Lippen und grünen Haaren und völligem Wahnsinn in den Augen. Der Joker ist geboren.

TKJ SW Seite

Parallel erzählt in der Gegenwart: Batman trifft sich vor dem Arkham Asylum mit Commissoner Gorden, um Zugang zum Joker zu bekommen. Er will mit dem Joker reden, da ihm klar ist, dass sie sich eines Tages gegenseitig umbringen werden, wenn sich nichts ändert. Die Aussicht darauf, einmal gezwungen zu sein den Joker zu töten, ist etwas, womit Batman nicht leben kann. Als er in der Zelle des Jokers ankommt, wird schnell klar, dass der Insasse, der dort sitzt, nicht der Joker ist, sondern nur ein geschminkter Mann. Der Joker hat es wieder geschafft zu fliehen. Während Batman erfolglos versucht eine Spur des Clowns zu finden, verfolgt dieser einen perfiden, wahnsinnigen Plan.

Commissioner Jim Gorden hält sich, gemeinsam mit seiner Tochter Barbara (Batgirl) in seiner Wohnung auf, als es an der Tür klingelt. Barbara öffnet und sieht den Joker, eine Waffe im Anschlag, zwei Schläger hinter sich. Er schießt und trifft Barbara in der Wirbelsäule. (Dies wird einen gewaltigen Einfluss auf alle Serien der Bat-Familie haben, doch dazu später mehr.) Während   der Joker sich ein Glas Cognac der Marke Plaisant Farceur (übersetzt aus dem Französischen etwa: angenehmer Clown) aus der Hausbar des Commissioners einschenkt, überwältigen die beiden Schläger den verzweifelten Jim Gorden und bringen ihn weg. In den letzten beiden Panels der Seite sieht man noch, wie der Joker beginnt die hilflose Barbara zu entkleiden, während er ihr mit dem Glas zu prostet: „Auf das Böse.“ Die obere Hälfte seines Gesichts wird hierbei von dem Schatten der breiten Krempe seines Hutes verborgen, und die untere zu einem bösartigen Grinsen verzogen. Der Joker plant Fotos von Barbara zu machen, um diese später dem Commissioner zu zeigen.

Batman hört davon und kommt ins Krankenhaus, wo er von Harvey Bullock genau erfährt, was passiert ist, und von der aufwachenden Barbara hört, was der Joker ihr erzählt hat: Seine Tat wäre ein Beweis und Jim Gorden die Hauptattraktion. Batman macht sich wieder auf die Suche, kann das Versteck des Jokers jedoch erst finden, nachdem dieser ihm über die Polizei eine Einladung zukommen lässt.

Währenddessen versucht der Joker zu beweisen, dass die ganze Welt genauso wahnsinnig ist wie er selbst. Wenn er zeigen könnte, dass selbst Jim Gorden verrückt ist, müsste es der Welt klar werden. In seinem Versteck, einem alten Vergnügungspark, lässt er Gorden die Hölle durchmachen, indem er ihm die Bilder seiner schwer verletzten, hilflosen, nackten Tochter zeigt und ihn davon überzeugen will, dass der einzige Ausweg aus dieser Hölle der Wahnsinn, das Verdrängen der Realität ist.

Als Batman schließlich in dem Park ankommt, findet er den Joker vor dem Käfig, in den dieser Gorden gesperrt hat. Nach kurzem Kampf flieht der Joker in die Geisterbahn. Nachdem er Gorden befreit hat, wird Batman vom geistig offensichtlich immer noch völlig gesunden, aber schwer angeschlagenen Gorden angewiesen den Joker zu fassen und zwar so, wie das Gesetz es verlangt. Dies soll dem Joker zeigen, dass sie nicht so sind wie er.

Batman verfolgt den Joker. Über Mikrofon teilt der Joker seine Theorie zur Welt mit: dass alle so wahnsinnig sein müssen wie er, um das Leben zu ertragen. Außerdem sei das Leben nur ein großer, grausamer Witz. Gerade als der Joker zum Ende kommt, wird er von Batman gefunden und es kommt zum finalen Kampf.

Nachdem er den Joker besiegt hat, versucht Batman noch einmal ihn davon zu überzeugen, dass ihre Feindschaft nicht mit dem Tod eines der beiden enden muss, und bietet ihm sogar Hilfe bei der Rehabilitation an. Der Joker lehnt dies jedoch ab; dafür sei es viel zu spät. Dabei fällt ihm jedoch ein Witz ein, den er auch erzählt und der sogar Batman zum Lachen bringt, während man im Hintergrund die Polizei ankommen sieht.

Die Auswirkungen auf die Erzählwelt

Wie bereits angedeutet, hatte The Killing Joke großen Einfluss auf die Entwicklung der Batman-Comics. Zum einen hat sie den Weg geebnet für andere große Geschichten, insbesondere Ein Tod in der Familie, welche das Verhältnis zwischen Batman und dem Joker auf ein neues, viel persönlicheres Level hebt. Dies wird noch genauer in einer späteren Folge von „Comic-Klassiker“ behandelt werden.

Zum anderen ist da die nach dem Anschlag des Jokers querschnittsgelähmte Barbara Gorden alias Batgirl. Nachdem sie nun ihre Rolle als Batgirl nicht mehr ausfüllen konnte, entschied sie sich ihren Helden-Kollegen auf andere Weise zu helfen und wurde zu Oracle. Dank ihrer Fähigkeiten in der Informationsbeschaffung und als Computerexpertin wurde sie so zu einer wichtigen Stütze für die anderen Helden Gotham Citys und so konnte DC die Verbrechensbekämpfung in ihren Comics auf ein neues Niveau heben.

KillJoke 1

Infokasten

„The Killing Joke“

Autor: Alan Moore

Zeichner: Brian Bolland

Verlag: DC Comics, Panini Comics

Erstveröffentlichung: 1988 als Batman: The Killing Joke

USA | 1988

Veröffentlichung: Der Comic ist sowohl als Sammelband, als auch als Einzelausgabe (Nachdruck) im Handel erhältlich.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amFreitag, 26 Juni 2020 13:03

Unter anderem auch das . . .

„Für die Spielbetreiber sind Charaktere in Online-Welten keine Bürger mit Rechten, sondern Kunden, die Geschäftsbedingungen zu akzeptieren haben.“

Cory Doctorow (in der taz)

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