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Film

„The Cured“ – Zombies, die keine Monster mehr sind

Filmplakat (Ausschnitt) Splendid Film Filmplakat (Ausschnitt)

Was wäre, wenn der Zombie ein Mensch mit einer heilbaren Krankheit wäre? Dieser Frage geht The Cured nach. Ein Drama über Stigmatisierung, Ausgrenzung und Terror.

Kurzrezension

the cured 1The Cured – zu Deutsch: die Geheilten. Das sind jene Menschen, die einst Zombies waren und geheilt werden konnten. Senan (Sam Keeley) ist einer von ihnen. Unter diskriminierenden Auflagen und strikter militärischer Überwachung darf er zurück in eine Gesellschaft, die ihn in weiten Teilen gar nicht wiederhaben will. Viele Menschen fürchten sich vor den Geheilten, glauben, sie wären nicht wieder ganz gesund geworden – und davon ab: Die bestialischen Morde, die Menschen wie Senan als Zombies begangen haben, macht ihre Heilung nicht ungeschehen. Ebenso wenig die Erinnerungen daran, die auch Senan plagen. Der junge Mann fühlt sich unwillkommen, hat Albträume. Seit der Epidemie, als er durch einen Biss infiziert wurde, ist er sich seiner Identität nicht mehr sicher. Zumal die internierten Menschen, die nicht geheilt werden können und Zombies bleiben, die Geheilten als ihresgleichen betrachten und sie nicht anfallen. Senan ist wie in einer Zwischenwelt.

Doch seine Schwägerin Abbie (Ellen Page) nimmt sich seiner an, lässt ihn bei sich wohnen. Ihr Ehemann, Senans Bruder (Peter Campion), ist während der Epidemie ums Leben gekommen – unter bisher ungeklärten Umständen. Und dann ist da noch Conor (Tom Vaughan-Lawlor), mit dem Senan als Zombie im Rudel jagte. Dieser Rudelinstinkt scheint nicht ganz verblasst zu sein. Conor steht Senan daher sehr nahe, auch wenn sie eine grässliche Vergangenheit verbindet. Allerdings scheint Conor weniger Glück zu haben als sein Freund. Ihn weist die Gesellschaft noch viel härter zurück. Der einzige Ausweg, den er sieht: die Radikalisierung.

Die Verwendung des Zombie-Motivs in The Cured zeigt starke Parallelen zu Ausgrenzungsphänomenen, wie sie derzeit in ganz Europa zu beobachten sind. Menschen werden, weshalb auch immer, stigmatisiert und gefürchtet, entsprechend ausgegrenzt und von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen. Je nach charakterlicher Veranlagung treibt es einige deshalb auf der Suche nach einer Gegenidentität in die Radikalisierung. The Cured wäre allerdings nicht das spannende Drama, das es ist, würde es diese Botschaft mit dem moralischen Zeigefinger vermitteln. Im Gegenteil: Der Zombie hat weiterhin etwas objektiv Monströses, das nicht von der Hand zu weisen ist. Aber gilt dies auch für die Geheilten? Konnten sie die Monstrosität ablegen, die mit der Krankheit über sie kam? Hier spielt der Film die Ambivalenzen voll aus. Zugleich legt die Inszenierung Wert darauf, dass der Zombie trotz seiner Monstrosität noch immer menschlich, insbesondere leidensfähig wirkt. Damit hat sich dieses klassische „Monster“ des Horror-Genres nun endgültig seines phantastischen Ursprungs im Voodoo entledigt und ist, soweit wie möglich, im Realismus angekommen. Im Falle von The Cured, einem mitreißenden Drama, ist das zu begrüßen.

 

Trailer zu The Cured: Infiziert. Geheilt. Verstoßen.

 

Infokasten

„The Cured: Infiziert. Geheilt. Verstoßen.“ (OT: The Cured)

Regie: David Freyne

Drehbuch: David Freyne

Laufzeit: 95 Minuten

Produzent: Bac Films, Savage Productions, Tilted Pictures

Verleih: Splendid Film

Irland | 2018

Bildrechte: Alle Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt oder stammen aus dem Werbematerial dafür. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amMontag, 11 Februar 2019 18:15
André Vollmer

Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.

Unter anderem auch das . . .

„Phantastik, auch Fantastik, ist ein literarischer Genrebegriff, der in Fachkreisen sehr unterschiedlich definiert wird. Außerwissenschaftlich bezeichnet der Begriff „fantastisch“ alles, was unglaublich, versponnen, wunderbar oder großartig ist. Der Ursprung des Begriffs „phantastische Literatur“ ist ein Übersetzungsfehler: E. T. A. Hoffmanns „Fantasiestücke in Callots Manier“ wurden 1814 als „Contes fantastiques“ ins Französische übersetzt, statt richtigerweise als „Contes de la fantaisie“.“

– Wikipedia

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