log in

Film

„Aliens vs. Predators 2“, ein weiterer stumpfer Slasher?

Filmausschnitt 20th Century Fox Filmausschnitt

AVP2 ist eine direkte Fortsetzung der Geschehnisse aus dem ersten Teil. Wo der erste Film hinter den Erwartungen bleibt, überrascht die Fortsetzung stellenweise.

Rezension

AVP2 4Das Alien aus dem gleichnamigen Film von Ridley Scott (entworfen von H. R. Giger) ist ebenso zu einer Kultfigur geworden, wie die Predator, die aus der Feder der Geschwister Jim und John Thomas stammen und erstmals 1987 im Film Predator von John McTiernan auftauchen. Was wenige wissen, ist, dass erste Entwürfe für das Aussehen des Predators auf Ideen von James Cameron basieren, der unter anderem das Gesicht der Kreatur entworfen hat. Erstmals treffen die beiden außerirdischen Spezies im Comic von 1991 aufeinander, der den Titel Aliens vs. Predator trägt, von Randy Stradley geschrieben und bei Dark Horse Comics veröffentlicht wurde. Wo der Comic sich auf eine ethische und philosophische Rahmung verlässt, ist der erste AvP-Film ein stumpfer, wenn auch unterhaltsamer Slasher mit einem starken Fokus auf Action und choreografierten Martial-Arts-Einlagen. Wenig echter Horror, wenig Story und damit im Endeffekt sehr viel anders als der Comic, wenngleich einige Elemente daraus im Film aufgegriffen werden. Der erste Film endet damit, dass ein Xenomorph aus dem Körper eines Predators schlüpft und entsprechend eine neu gekreuzte Form von Xenomorph-Predator entstanden ist, die nun eine Bedrohung für die Predator auf ihrem Raumschiff darstellt.

AVP2 2

AVP2 5An diesem Punkt beginnt der zweite Teil, der weder in Regie noch im Script personelle Überschneidungen mit dem Ersten aufweist. Noch während sich das Raumschiff der Predator im Orbit der Erde befindet, ist der Hybrid (Tom Woodruff Jr.) bereits stark genug, um alle Predator an Bord zu besiegen, was darin mündet, dass ihr Schiff auf die Erde stürzt. Den Absturz überlebt keiner der Predator, jedoch die hybride Lebensform. Ein anderer, offenbar erfahrenerer Predator (Ian Whyte) macht sich nun auf, um die flüchtige Kreatur ausfindig zu machen. Ein noch viel größeres Problem entsteht jedoch durch die von den Predator auf dem Schiff gefangen gehaltenen Face-Hugger, die nun frei sind und sich die nächstbesten Wirte suchen. Parallel zur Ausbreitung der Aliens und der Spurenbeseitigung des Predators werden mehrere Geschichten von Menschen erzählt, deren Wege sich während der folgenden Albtraumnacht kreuzen werden. Da gibt es den etwas zwielichtigen Dallas (Steven Pasquale) und dessen Bruder Ricky (Johnny Lewis) sowie dessen Flamme Jesse (Kristen Hager) und ihren Partner Dale (David Paetkau) im einen Handlungsstrang. Im anderen stehen die Kriegsheimkehrerin Kelly (Reiko Aylesworth) und ihre Familie im Fokus. Auch Sheriff Morales (John Ortiz) taucht immer wieder auf, weil er mit den Ermittlungen zu zwei vermissten Personen zufällig auf die Quelle des Schreckens trifft. Derweil breiten sich die Aliens weiter aus und der Predator beginnt damit Menschen und Aliens gleichermaßen zu jagen. Das Ausgangsszenario bedient sich stereotyper Figuren, die jedoch durch einige wenige Sequenzen weiter ausdefiniert werden, als es für einen normalen Slasher nötig wäre.

AVP2 1Wenn man das erwartet, was AvP geboten hat, dann ist dieser Film eine Überraschung. Ob diese positiv oder negativ besetzt ist, muss jeder selbst entscheiden. Da der Film einen weniger auf durchchoreografierte Action und dafür stärker auf Atmosphäre hin konzipierten Ansatz wählt, kann einem dies gefallen oder eben nicht. Dabei macht der Film eigentlich nicht viel falsch, liefert opulente Spezialeffekte und einige Überraschungen in der Tötungsreihenfolge. Das mach AvP2 keineswegs zu einem überragenden Werk und schon gar nicht zu einem, das mit den Originalfilmen konkurrieren kann oder an die ursprüngliche Comicvorlage heranreicht, aber dennoch gut unterhält und einen besseren Eindruck hinterlässt, als es AvP getan hat.

AvP2 ist ein hochbudgetierter Sci-Fi-Action-Slasher mit einer ausgewogenen Balance zwischen Figurenentwicklung, Erzählung und Effekten. Dies ist ein reiner Unterhaltungsfilm, der keine Spur dessen besitzt, was besonders die Werke der Alien-Filme auszeichnet. Es wird eine funktionale Schlachtplatte geliefert, die für einen Filmabend gut unterhalten kann. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Trailer Aliens vs. Predator 2

Infokasten

„Aliens vs. Predator 2“ (OT: „AVPR: Aliens vs Predator – Requiem“)

Regie: Colin und Greg Strause (als: The Brothers Strause)

Drehbuch: Shane Salerno. Basiert auf Alien von Dan O’Bannon und Ronald Shusett sowie Predator von Jim und John Thomas

Produktion: 20th Century Fox, Davis Entertainment, Brandywine Productions

Verleih: 20th Century Fox

Laufzeit: 94 Minuten (Kino) | 102 Minuten (unrated)

USA | 2007

Im Handel auf DVD und Blu-ray-Disc und digital in verschiedenen Fassungen und Formen.

Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Der Traum ist ein zweites Leben. Ich habe nie ohne zu schaudern durch die Elfenbein- oder Horntore dringen können, die uns von der unsichtbaren Welt scheiden. Die ersten Augenblicke des Schlafes sind das Bild des Todes. Eine nebelhafte Erstarrung ergreift unsern Gedanken, und wir können den genauen Augenblick nicht feststellen, wo das Ich in einer andern Form die Tätigkeit des Daseins fortsetzt. Ein ungewisses unterirdisches Gewölbe erhellt sich allmählich und aus dem Schatten der Nacht lösen sich in ernster Unbeweglichkeit die bleichen Figuren, welche den Vorhof der Ewigkeit bewohnen. Dann nimmt das Bild Form an, eine neue Helligkeit erleuchtet diese Erscheinungen in wunderlichem Spiel: - es öffnet sich uns die Welt der Geister.“

– Gérard de Nerval in „Aurelia oder Der Traum und das Leben“

Cookie-Einstellungen