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Film

„The Autopsy of Jane Doe“ erzählt eine investigative Body-Horror-Story

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Die Sektion einer unbekannten jungen Frau fördert bizarre Befunde zu Tage und mündet schließlich in einem viel größeren Schrecken, der zum Überlebenskampf wird.

Kurzrezension

Eigentlich wollten der Rechtsmediziner Tommy (Brian Cox) und sein Sohn Austin (Emile Hirsch) gerade Feierabend machen, da kommt Sheriff Burke (Michael McElhatton) mit einem dringenden Autopsiegesuch zu ihnen. Die Leiche einer jungen Frau wurde, halb ausgegraben, in dem Keller eines Reihenhauses entdeckt. Dort hat sich ein Massaker zugetragen, das niemand überlebte. Jetzt muss dringend eine Erklärung gefunden werden, um die Medien am nächsten Tag zufriedenzustellen. Kurzum: Tommy und Austin müssen eine Nachtschicht einlegen und die Todesursache jener Frau ermitteln, deren Identität unbekannt ist. Wie in den USA üblich, führt sie deshalb vorläufig den Namen Jane Doe (Olwen Catherine Kelly). Doch schon früh ist klar: Weder eine natürliche Todesursache noch äußere Einwirkungen, die typischerweise auf Mord schließen lassen, liegen vor.

AoJD 1The Autopsy of Jane Doe ist einer dieser Filme, über die man im Vorwege am besten kaum etwas weiß und die zugleich vom Zuschauer verlangen, für eine langsame und ungewisse Erzählweise offen zu sein. Denn jeden Moment könnte das Geschehen in die eine oder andere Richtung umschlagen, während sich die Anzeichen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, zunehmend mehren. Die Ungewissheit des ersten Drittels muss man aushalten können, dann entfaltet sie ihr Spannungspotenzial. Wer von einer Erzählung erwartet, dass sie von vornherein klarmacht, wo sie hin will, wird den Beginn dieses Films als zäh empfinden, auch wenn immer wieder Spannungsmomente eingestreut sind und die Handlung in sehr ästhetischen, ruhigen Bildern eingefangen wird, die nur durch wenige schnelle Montagen durchbrochen werden – bis schließlich offenkundig wird, worum es in The Autopsy of Jane Doe wirklich geht und ein Überlebenskampf für die Protagonisten einsetzt.

Im Fokus der Handlung stehen die Beziehung von Vater und Sohn einerseits sowie andererseits der Ekel der Autopsie, die von der Routine und Alltäglichkeit der rechtsmedizinischen Arbeit kontrastiert wird. Zugleich ist die Sektion das investigative Element der Handlung. Während Tommy und Austin in einer stürmischen Nacht die Leiche der Jane Doe Schritt für Schritt sezieren, sie aufschneiden und die Organe entfernen, werden die Hinweise immer bizarrer und die Rätsel um die mysteriöse Todesursache der Frau immer größer.

The Autopsy of Jane Doe glänzt durch eine zunächst ruhige, unvorhersehbare Erzählweise sowie durch eine ästhetische Bildsprache. Gespickt mit dem Ekel der menschlichen Körperlichkeit, die nach dem Tode offenbar wird, erzählt der Film die Autopsie einer Unbekannten und mündet schließlich in einem noch viel größerem, spannend erzählten Schrecken.

Trailer zu The Autopsy of Jane Doe

Infokasten

„The Autopsy of Jane Doe“

Regie: André Øvredal

Drehbuch: Ian B. Goldberg, Richard Naing

Laufzeit: 86 Minuten

Produzent: Rory Aitken, Fred Berger, Eric Garcia

Verleih: Universum Film

USA | UK 2016

Letzte Änderung amDienstag, 05 September 2017 07:25
André Vollmer

Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.

Unter anderem auch das . . .

Dann, wenn es tagt, entweichen sie, jedes nach seiner Seite: Hexen, Kobolde, Visionen, phantastische Bilder. Nur gut, daß sich dieses Volk nur nachts und im Dunkel zeigt. Niemand konnte herausfinden, wo es sich tagsüber einschließt und verbirgt.

– Francisco de Goya über eine phantastische Radierung aus seiner Bilderreihe Los Caprichos.

(Dazu passt das 43. Blatt der Caprichos).

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