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„Warhammer 40000“. In der 8. Edition wird vieles verändert

Produktbild (Ausschnitt) Games Workshop Produktbild (Ausschnitt)

Leichterer Einstieg, schnelleres Spielen, fairere Gefechte sowie eine gute Grundbox und günstige Bücher. Wird bei Games Workshop nun doch alles wieder besser?

Bericht und Reportage

Zunächst wirkt es so, als ob Games Workshop auf die Kritik der Spielenden reagiert. Die weniger gelungene 7. Edition von Warhammer 40000 (im Folgenden 40k), die ihrer Zeit sehr schnell auf die sechste folgte, weil man durch die Spielregeln der Erweiterung „Apocalypse“ das Spiel komplett aus den Angeln gehoben hatte. Auch wenn ein klassisches Spielen nach Punkten noch möglich war, öffnete die Erweiterung das Schlachtfeld nach Belieben für die Spielenden. Frei nach dem Motto: „Stell auf den Tisch was dir Spaß macht“. Das bedeutet, jedem Spielenden stand es frei, alles, was er an Figuren besitzt, auf die Platte zu bringen und den Gegner damit zu überrennen oder vom Gegner überrannt zu werden. Ein Spiel ohne Vergleichswerte, wenn man so möchte, so wie es auch schon bei Age of Sigmar zu Beginn war. Eine solche Spielvariante ist noch immer möglich bei 40k, das ist ein Überbleibsel des neuen Konzepts von Games Workshop, die offenbar davon ausgehen, wenn man alles aufstellen kann, dann kaufen die Spielenden mehr. Der eigentliche Grund für ein schnelles Nachschieben der siebten Edition war jedoch ein anderer. Das Hauptproblem war, dass Games Workshop mit „Apocalypse“ auch neue Einheiten ins Spiel geworfen hat, welche die ohnehin schon bröckelige Balance noch mehr beschädigt haben, wie überschwere Panzer und vor allem große Flugeinheiten. Damals verzichtete Games Workshop noch weitgehend auf „Playtesting“ – Testspiele mit dem neuen Regelwerk.

Diese rein marktwirtschaftlich motivierten Entscheidungen der vergangenen rund zehn Jahre haben bei Games Workshop viele Spieler verärgert. Am Markt gibt es mittlerweile genug Alternativen, das scheint nun auch Games Workshop verstanden zu haben. Also soll die neue achte Edition von Warhammer 40k alles neu und besser machen. Besonders positiv fällt dabei auf, dass Games Workshop mehrere Jahre in das Testen der Spielregeln investiert hat und dieses Mal nicht nur im eigenen Saft gegart ist, sondern die Veranstalter der Las Vegas Open (eines der größten 40k-Turniere der Welt) einbezogen hat, um die Spielregeln zu validieren. Auch was die Spielregeln für Deckungen, Rüstungen und das allgemeine Ausbalancieren des Spiels betrifft, hat Games Workshop ein offenes Ohr für die Community gehabt. Erstmals wurden alle Fraktionen zeitgleich getestet, sodass ein ausbalanciertes Spielen für die gesamte Edition gewährleistet sein sollte. Außerdem unterstützt Games Workshop nun wieder Turniere und veranstaltet selbst welche – beides Dinge, dies es über mehrere Jahre nicht gab.

An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass Warhammer Fantasy mit einer gut spielbaren achten Edition eingestellt wurde und seither durch Age of Sigmar ersetzt ist. Einige Entwicklungen deuten darauf hin, dass auch 40k eine komplette Umstrukturierung bevorsteht, aber dazu später mehr.

Die Grundbox und das erste Spiel

40k3In der Grundbox der achten Edition befinden sich zwei spielbare Armeen. Auf der einen Seite Primaris Space Marines (eine neue Form von Space Marines, die zunächst nur in dieser Box verfügbar sind) und auf der anderen Seite die Death Guard. Letztere sind Chaos Space Marines, die sich dem Gott der Fäulnis Nurgle verschrieben haben. Die Figuren sind sehr detailliert gestaltet und durch eine gute Anleitung sehr schnell zusammenzubauen (beide Armeen in ca. vier Stunden). Benötigt wird dafür ein Seitenschneider und Plastikkleber, empfohlen wird allerdings auch noch ein Entgratungswerkzeug, wie eine kleine Flachfeile oder ein Cuttermesser (damit aber sehr vorsichtig sein!). Ohne Werbung machen zu wollen, das Entgratungswerkzeug von Citadel ist eine sehr gute Option dafür und macht es schnell und vor allem ohne Verletzungsgefahr möglich, die Gussgrate an den Figuren zu entfernen.

40k1Der Box liegt das komplette Hardcover-Regelbuch bei, allein dadurch lohnt es sich die Box zu kaufen, die bei Games Workshop selbst 125 Euro kostet. Viele Händler bieten die Startbox jedoch für weniger Geld an. Sind die Figuren zusammengebaut, kann das erste Spiel beginnen. Die beiden Armeen werden auf die Platte gebracht und in einem kleinen und schnellen Szenario (24 x 48 Zoll) gegeneinander in die Schlacht geführt. Im Vorfeld wurde oftmals berichtet, dass die beiden Armeen ausgewogen um etwa 1000 Punkte lägen. Das ist nicht der Fall. Die Punktwerte sind auf der letzten Seite der beiliegenden Hefte zu finden. Für die Death Guard sind rund 750 Punkte enthalten, die Space Marines haben rund 100 Punkte mehr, also etwa 850 Punkte. Im Spiel wird schnell deutlich, dass diese 100 Punkte einen gewaltigen Unterschied machen. Nach dem Ende des ersten Spielzugs ist die Death Guard auf vier Modelle reduziert und die Space Marines haben grade mal vier Figuren verloren. Nun gibt es immer einen Glücksfaktor bei solchen Spielen, aber der allein kann ein derart verheerendes Ergebnis nicht erklären. Es ist allerdings zu beachten, dass in diesem Einstiegsszenario kein Gelände vorgesehen ist und die Armeen direkt in Schussreichweite zueinander starten. Das ist somit kein zwingend aussagekräftiger Test des neuen Regelwerkes.

Spielregeln die sich verändert haben

Das Spiel selbst ist jedoch deutlich vereinfacht worden. Es geht wesentlich schneller und macht wieder so viel Spaß, wie es in der dritten Edition gemacht hat. 40k ist wieder ein schnelles und hartes Strategiespiel, bei dem kleinste Fehler über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das ist sehr positiv, mag aber nicht jedem gefallen. Der Glücksfaktor kann dabei strategisches Geschick ausgleichen, was auch weniger erfahrenen Spielern eine Chance gibt. Auch das ist überwiegend positiv. Die Indexbücher für immer mehrere Fraktionen sind für 20 Euro im Handel erhältlich und damit deutlich günstiger, als es die Codex-Bücher zuletzt waren. Ein Codex ist eine Abhandlung über eine Fraktion bei Warhammer 40k, in der neben Spielwerten auch Hintergründe einer Armee innerhalb der Storyworld und viele Beispiele für den Aufbau einer eigenen Armee enthalten sind. In den Indexbüchern hingegen sind sämtliche Spielwerte und Punktwerte für die Fraktionen enthalten und sind daher für das „Spiel in Schlachtenordnung“ unverzichtbar. Dieser Spielmodus entspricht dem klassischen Spiel nach Punkten, mit dem Unterschied, dass nun zusätzlich unterschiedliche Kontingente gebildet werden können, die über die verwendbaren Auswahlen HQ (Anführer und Helden), Standard-, Sturm-, Unterstützungs- oder Elitetruppen entscheiden (wie in der siebten Edition). Das gibt dem Spiel viel Diversität und macht es möglich, verschiedenste Arten von Armeen aufzustellen. Außerdem können die unterschiedlichen Kontingente unterschiedlichen Ursprungs sein, solange alle Einheiten innerhalb eines Kontingents ein gemeinsames Fraktionsschlüsselwort besitzen, wie etwa Nurgle oder Space Marines. So ist es beispielsweise möglich, Dark Angels und Blood Angels gemeinsam aufzustellen oder Eldar (die nun Aeldari heißen) mit Necrons. Das gibt weitere Optionen im Spiel in Schlachtenordnung. Im Unterschied zur siebten Edition handelt es sich hierbei nicht mehr um Verbündetenkontingente mit Einschränkungen, sondern um vollwertige Kontingente. Das bedeutet, dass in einer entsprechend großen Armee beispielsweise mit je einem Kontingent von Chaos, Tyranniden und Ultra Marines gespielt werden kann.

Sellout, ein stabiles System oder ein bisschen was von beidem?

40k4Nun zu den oben angesprochenen Tendenzen. Kurz nach der Startbox sind weitere Boxen veröffentlicht worden, die Teile der Startbox enthalten und dabei ein Spiel darstellen, das selbst Spielbretter enthält. Darin werden die Einheiten oftmals mit drei Figuren verwendet, was laut Indexbüchern nicht mit dem regulären Regelwerk kompatibel ist. Games Workshop bietet nun auch Primaris Marines und Death Guard Marines an, aber eben auch nur in Packs mit drei Modellen. Diese sind nicht mehrteilig – bieten also keine Umbauvarianten – und enthalten immer zwei einfache Modelle der Einheit und einen Anführer. Sie sollen ein einfacher Einstieg in das Spiel sein und kosten daher auch 12 Euro. Das stößt sauer auf, denn die Pakete sind so einzeln nicht einsetzbar. Es liegen allerdings Regelhefte bei, die das erlauben, was wiederum den Indexbüchern widerspricht. Da die Modelle sehr gelungen gestaltet sind, ist es eine nette kleine Erweiterung, die vor allem dann Sinn ergibt, wenn Spielende die Plague Marines aus der Startbox auf eine Figurenstärke von zehn Modellen bringen möchten. Dennoch waren die Packungen in Kiel bei allen Händlern am Erscheinungstag ausverkauft. Das bedeutet, dass die Strategie aufzugehen scheint. Dass nun zudem einzelne Charaktermodelle für 30 Euro auf den Markt gekommen sind – es handelt sich um einen einfachen Kunststoffbausatz – verdeutlicht, dass auch in der neuen 40k-Edition wieder gilt: Wer das Geld bereit ist auszugeben, hat deutlich Vorteile. Viele andere Figuren werden abverkauft oder sind aus dem normalen Sortiment in die Mail Order (Games Workshop exklusiv) verschoben worden, was unterstreicht, dass über besondere und besonders starke Figuren der Umsatz generiert werden soll.

Die achte Edition von Warhammer 40000 ist zunächst positiv. Das Spiel wird beschleunigt und zugleich intensiviert, das Spielen in Schlachtenordnung verspricht spannende Gefechte und die Grundregeln sind schnell gelernt. Aber leider gibt es auch Tendenzen in eine andere Richtung, die einen eher gemischten Ersteindruck herbeiführen. Es folgen ein paar Work-in-Progress-Bilder von Modellen aus der Grundbox.

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Letzte Änderung amMontag, 11 Februar 2019 18:29
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„A belief in a supernatural source of evil is not necessary. Man alone is quite capable of every wickedness.“

Joseph Conrad

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