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Brett- & Kartenspiele

Ersteindruck zu MTG: „Thron von Eldraine“

Empfehlung Collage aus Magic-Karten Wizards of the Coast, Mellowdramatix Collage aus Magic-Karten

Die 100. Edition von Magic: The Gathering bringt in einer durch europäische Märchen und Sagen inspirierten Welt einige spannende Neuerungen.

Bericht

Am 4. Oktober erscheint die neue Edition von Magic: The Gathering: Thron von Eldraine (Throne of Eldrain). Wie bereits bei der Veröffentlichung von Krieg der Funken hat unsere Redaktion die Zeit zwischen dem Pre-Release und dem offiziellen Erscheinungsdatum genutzt, um sich einen ersten Eindruck von der neuen Edition zu verschaffen.

Märchen, Mythen und Fantasy

BestehlerDerReichenThron von Eldraine ist insgesamt stark von europäischen Märchen und Sagen inspiriert, was sich in den Karten selbst wie auch in dem verwendeten Artwork und einigen Spielmechaniken niederschlägt. So gibt es beispielsweise mit dem Bestehler der Reichen (Robber of the Rich) eine Karte, die quasi Robin Hood darstellt und mit Vergnügung der Geächteten (Outlaws‘ Merriment) eine Karte, die seine Bande von Gesetzlosen ins Spiel bringt. Die Böse Stiefmutter (Wicket Guardian) findet sich genauso in dieser Edition als Karte, wie das Lebkuchenhaus (Gingerbread Cabin) aus Hänsel und Gretel. Diese Liste von Beispielen ließe sich noch deutlich weiter fortsetzen.

Für das Spiel erscheint die Art von Kreaturentypen als erwähnenswert, die sich aus dem Hintergrund der Spielwelt ergeben. Es gibt Menschen und Nicht-Menschen (viele Feen, aber auch Untote, Elfen, Vampire, Bestien und andere). Diese Unterscheidung ist wichtig, da es in Thron von Eldraine Karten gibt, die sich auf Nicht-Menschen beziehen. Diese Karten ermöglichen ein Tribal-Deck, das aus Kreaturen besteht, die keine Menschen sind. Ferner erscheint die große Anzahl an Rittern erwähnenswert, die neben ihrer Spielfunktion als Kreaturentyp das Gefühl einer Märchen- und Sagenwelt unterstützen.

Die vier zentralen Spielmechaniken aus Thron von Eldraine

VernarrterSchwertmeisterIn Thron von Eldraine gibt es vier zentrale Spielmechaniken. Die erste dieser Mechaniken sind Kreaturen, die ein sogenanntes Abenteuer (Adventure) haben. Diese Karten fallen bereits durch ihr verändertes Layout auf. Ein Abenteuer ist ein Spontanzauber oder eine Hexerei, die auf der Kreaturenkarte aufgedruckt ist. Die Abenteuer werden gespielt, wie jeder andere Spontanzauber oder jede andere Hexerei. Allerdings wird die Karte, die auch eine Kreatur ist, nach Gebrauch des Spontanzaubers oder der Hexerei nicht in den Friedhof gelegt, sondern ins Exil also auf ein Abenteuer geschickt, aus dem sie im eigenen Spielzug auf die gleiche Weise gespielt werden kann, wie jede Kreaturenkarte, die von der Hand gespielt wird. Beide Funktionen, Abenteuer und Kreatur können im selben Spielzug genutzt werden, solange das Abenteuer zuerst gespielt wird. Kreaturen mit einem Abenteuer können auch wie normale Kreaturenkarten von der Hand beschworen werden. In diesem Fall kann die aufgedruckte Abenteuerfunktion nicht mehr nachträglich aktiviert werden. Diese verschiedenen Möglichkeiten beim Ausspielen von Kreaturen mit Abenteuer sind eine interessante und taktisch vielseitige Erweiterung für Magic.

BackeBackeKuchenDie zweite Mechanik sind sogenannte Speise-Spielsteine (Food tokens). Ein Speise-Spielstein ist, wie der Name bereits verrät, ein Spielstein und keine Karte, die direkt ausgespielt werden kann. Jeder dieser Speise-Spielsteine ist ein Artefakt, das für zwei beliebige Mana getappt und geopfert werden kann, um drei Lebenspunkte zu erhalten. In Thron von Eldraine gibt es viele Karten, die diese Spielsteine erzeugen können. Darüber hinaus gibt es aber auch Karten, die die Speise-Spielsteine zu anderen Zwecken einsetzbar machen. So kann beispielsweise die Kreatur Maralaub-Reiterin (Maraleaf Rider) einen solchen Spielstein opfern, um eine bestimmte, gegnerische Kreatur zu zwingen, sie in diesem Spielzug zu blocken. Ein weiteres Beispiel für eine andere Nutzung des Speise-Spielsteins ist die Kreatur Vertrauter des Kessels (Cauldron Familiar), die gegen das Opfer eines Speise-Spielsteins aus dem Friedhof direkt ins Spiel gebracht werden kann. Neben den beiden genannten Beispielen gibt es noch viele andere Karten, die Speise-Spielsteine für andere Zwecke verwenden, als ihre eigentliche Funktion. Diese Mechanik erlaubt mit den Karten in dieser Edition interessante und teilweise lustige oder stimmungsvolle Deckstrategien, mit dem Thema Speisen, wo diese herkommen und wozu sie verwendet werden können.

EisenfelsPyromagierinDie nächste Mechanik ist eigentlich keine Mechanik im engeren Sinne, sondern eher ein Spielbegriff, nämlich Adamant. Der Begriff Adamant beschreibt eine Auslösebedingung für Zusatzfunktionen oder Verstärkungen bestimmter Karten. In allen Fällen lautet die Bedingung, dass mindestens drei Mana einer bestimmten Farbe beim Ausspielen der Karte verwendet werden müssen, damit die Zusatzfunktion zum Tragen kommt. Die benötigte Farbe wird hierbei von der Farbe der Karte bestimmt. So müssen zum Beispiel bei einer blauen Karte mit Adamant mindestens drei blaue Mana verwendet werden. Bei farblosen Karten wie Artefakten reicht hierbei das Verwenden von drei Mana einer beliebigen Farbe aus, solange alle drei die gleiche Farbe haben, zum Beispiel weiß. Die meisten Kreaturen, die Adamant nutzen, bekommen eine +1/+1-Marke. Alle anderen Kartentypen bekommen andere Boni. In diesem Zusammenhang scheint die Erwähnung der Common-Länder in der Edition sinnvoll. Es gibt ein solches Land für jeden Standartlandtyp. Sie kommen normalerweise getappt ins Spiel, außer man kontrolliert drei Länder eines bestimmten Typs. Wenn diese Länder ungetappt ins Spiel kommen, geben sie einmalig einen Bonus. Dies ist im Grunde die Ländervariante von Adamant. Das bereits erwähnte Lebkuchenhaus ist ein solches Land. Es ist ein Wald und produziert somit grünes Mana. Wenn man mindestens drei Wälder kontrolliert, kommt es ungetappt ins Spiel und erzeugt dadurch einen Speise-Spielstein.

LebkuchenhausDie letzte der in Thron von Eldraine zentrale Mechanik ist nicht mit einem eigenen Spielbegriff oder etwas vergleichbar griffigem bedacht worden. Es handelt sich um den einleitenden Satz: „Immer wenn du deine zweite Karte innerhalb desselben Spielzugs ziehst,…“ („Whenever you draw your second card each turn,…“). Wie bereits aus dem zitierten Satz deutlich wird, handelt es sich hier ebenfalls um eine Bedingung, die etwas auslöst. Das, was ausgelöst wird, hat eine große Bandbreite. Es reicht von Direktschaden über das Erschaffen von Spielsteinen bis hin zum kostenlosen Anlegen eines Ausrüstungsartefakts an eine Kreatur. In der Edition gibt es viele Karten, diese Funktion haben. Damit einhergehend enthält das Set ebenfalls viele Karten, die das Ziehen weiterer Karten ermöglichen. Angesichts der Verbreitung dieser Mechanik und der sonst häufigen Einführung neuer Spielbegriffe erscheint die Tatsache, dass hier darauf verzichtet wurde, wie eine Fahrlässigkeit. Nichtsdestotrotz ist auch diese Mechanik eine spannende Erweiterung des Spiels mit einem großen Potenzial für Deckstrategien.

Kostenerhöhung, Premium-Booster und Druckqualität

Leider gibt es noch einen großen Kritikpunkt. Wizards of the Cost hat die Preisempfehlung für den Einzelhandel bei Thron von Eldraine erstmalig weggelassen. In der Folge steigen die Preise erheblich. Im stationären Einzelhandel, wo ein Booster bisher etwa 3,50 Euro kostete, steigt der Preis auf circa 4 Euro. Ein Display lag dort bisher bei ungefähr 90 Euro und kostet jetzt etwa 120 Euro. Das ist eine große Preissteigerung für ein ohnehin teures Hobby und könnte dazu führen, dass manche Spieler sich das nicht mehr leisten können. Andererseits ist es die erste Preissteigerung seit Jahren. Bleibt zu hoffen, dass es auch die letzte Preiserhöhung für Jahre bleibt und nicht den Beginn einer Aufwärtsspirale darstellt.

Von den speziellen Sammler-Boostern, die es zu Thron von Eldraine gibt, ist außer für Sammler eher abzuraten, da diese mit ca. 20 Euro sehr teuer sind und die alternativen Artworks und Foil-Karten ebenfalls in den normalen Boostern enthalten sind. Hier können zwar mehrere Rare- und Mythicrare-Karten enthalten sein, aber die Chance erscheint gering. Allerdings können in diesen Boostern auch die Karten aus den Planeswalker- und Brawl-Decks gezogen werden, ebenso wie die Pre-Release Promokarte. Dies jedoch mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit. Ferner gibt es dieses Produkt nur auf Englisch und auch nur als US-Druck. Die US-Drucke sind in der Qualität zwar besser geworden, aber erreichen immer noch nicht das gleiche Niveau wie die in Belgien gedruckten Karten.

Fazit und 10 besondere Karten

Alles in allem ist Thron von Eldraine ein gelungenes Set, das eine Vielzahl neuer Strategien ermöglicht. Die beiden Planeswalker-Decks erscheinen im Test ausgewogen, solide und einsteigerfreundlich, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. So enthält die Edition sowohl für Einsteiger als auch erfahrene Spieler gute Karten und viele Möglichkeiten.

Einige der Langzeitspieler in der Redaktion meinen, dass das Spielgefühl und die Stimmung der Edition ähnlich sei wie in der Frühphase von Magic, so etwa zu Zeiten der ersten Erweiterung Arabian Nights oder der dritten Erweiterung Legends. Das ist vermutlich nahe liegend, da Arabian Nights die Märchen aus Tausendundeiner Nacht zum Thema hat und Legends sich in Teilen Figuren aus Mythen und Legenden zum Vorbild genommen hat.

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Didn’t say please (Wie heißt das Zauberwort): Ein Konterzauber, der den Beherrscher des gekonterten Spruches zusätzlich bestraft. Die Spruchkosten sind gleich wie bei Cancel (Abbrechen), aus dem Coreset.
Tempting Witch (Verführerische Hexe): Quasi die böse Königin aus Schneewittchen, die Speisen vergiftet und so in der Wirkung umkehrt.

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Royal Scions (Die Kinder des Königs): Diese Karte besteht aus zwei Planeswalkern. Diese Planeswalker begünstigen die Mechanik der zweiten im eigenen Spielzug gezogenen Karte.
Wildborn Preserver (Wildgeborener Bewahrer): Diese Kreatur kann in einem Nicht-Menschen-Deck sehr schnell sehr stark werden.

5 6

Syr Conrad, the Grim (Syr Konrad der Grimmige): Eine Möglichkeit, mit einem Opfer-, Zerstörungs- oder Deckzerstörungsdeck direkten Schaden zuzufügen.
Frogify (Froschifizieren): Neben dem offensichtlichen Spieltechnischen Nutzen ein erheiternder Gruß vom Frischkönig.

7 8

Torbran, Thane of Red Fell (Torbran Than von Bluthall): Verstärkt jede rote Schadensquelle.
Ardenvale Tacitian (Ardenthal-Taktikerin): Das Abenteuer dieser fliegenden Kreatus kann den Weg für angreifer frei machen.

9 10

Weapons Rack (Waffenständer) und Animating Faery (Erweckende Fee): Dieses Artefakt bekommt vier +1/+1-Marken und bekommt durch das Abenteuer der Fee noch vier hinzu, womit der Waffenständer dann eine 8/8 Artefakt-Kreatur ist, die bei Bedarf ihre Marken an andere Kreaturen abgeben kann.
Infokasten

„Thron von Eldraine“ (OT: „Throne of Eldraine“)

Magic the Gathering

Spielentwickler: Richard Garfield et. al.

Herausgeber: Wizards of the Coast, Hasbro

USA | 2019

Veröffentlichung: Thron von Edlrain ist ab dem 04.10.2019 im Handel erhältlich, bis die Edition abverkauft wurde.

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amSamstag, 13 Februar 2021 17:15

Unter anderem auch das . . .

„Ich habe den ganzen Kosmos mit meinem Schädel zerkaut! Ich habe gedacht, bis mir der Speichel floß. Ich war logisch bis zum Koterbrechen. Und als sich der Nebel verzogen hatte, was war dann alles? Worte und das Gehirn.“

Gottfried Benn

 

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