Bissige Satire: „Bad Hair – Waschen, Schneiden, Töten“
- geschrieben von Thomas Heuer
- Publiziert in Film
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Justin Simien zelebriert in Bad Hair die Zeit von MTV und die Kultur der Afro-Amerikaner*innen in den USA. Diese Horrorkomödie ist mehr, als manche*r erwarten würde.
In Kürze: 250 Wörter über…
Der Spatensender Culture ist die Adresse für schwarze Musik. Das ist dem neuen Chef der Sendergruppe allerdings zu randständig, was zu einer Umstrukturierung führt. Dabei wird die bisherige Intendantin ausgetauscht, gegen ein erfolgshungriges Ex-Model. Alles soll fortan massenkompatibel werden und somit verschwindet die afro-amerikanische Kultur zunehmend aus dem Sendekonzept. Dieses wird primär über die Veränderung der Frisuren inszeniert, denn nur glatte Haare werden angenommen. Afrohaare, wie die junge Assistentin der Sendungsleitung Anna (Elle Lorraine) sie trägt, sind nicht gewünscht. An dieser Stelle verquickt Bad Hair den Wandel der Identität mit dem Besuch bei einem angesagten Friseursalon, in dem die krausen Haare durch Extentions verändert und geglättet werden. Ein neuer Look führt hier zu einer neuen Persönlichkeit, allerdings nicht ohne Nebenwirkungen. Als die Haare anfangen, das Blut von Menschen zu trinken, droht Annas Leben ins Chaos zu stürzen.
Eingebettet in die afro-amerikanische Kultur durchlebt die Protagonistin den „Amerikanischen Traum“, von einem Nichts bis hin zur eigenen Fernsehshow. Dabei wird das Killerhaar als eine phantastische Komponente in die Erzählung eingewoben, die weit mehr bietet als unterhaltsame Comedy und einige blutige Kills. In diesem Film treten viele Musiker der R&B-Szene auf, beispielsweise Kelly Rowland oder Usher. Regisseur Justin Simien hielt bereits mit der von ihm erdachten Serie Dear White People der (weißen) Gesellschaft einen Spiegel vor und besetzt in der Hauptrolle Elle Lorrain, die bereits in anderen popkulturellen Werken der afro-amerikanischen Kultur mitgewirkt hat, beispielsweise in Insecure und Dear White People.
Bad Hair ist ein besonderer Film, der in seiner Message (Black Lives Matter, Black Culture Matters) und Figurenzeichnung sehr dicht am Zeitgeist ist. Abgesehen von der stylischen und intelligenten Inszenierung sowie dem stimmungsvollen Soundtrack überzeugt vor allem das Figurenensemble. Eine großartige schwarze Komödie mit einem starken Nachhall.
Trailer zu Bad Hair
Noch eine Schlussbemerkung:
Bitter ist, dass auf dem DVD-/Blu-ray-Cover der Name der Hauptdarstellerin falsch geschrieben ist. Dort steht Ella Lorrain statt Elle Lorrain. Gleiches gilt interessanter Weise auch für die Artikelbeschreibung bei Amazon. Der zusätzliche deutsche Titel ist zudem irreleitend und daher nicht gut gewählt.
Infokasten
„Bad Hair – Waschen, Schneiden, Töten“ (OT: „Bad Hair“)
Regie: Justin Simien
Drehbuch: Justin Simien
Laufzeit: 102 Minuten
Produzent: Julia Lebedev, Angel Lopez, Justin Simien, Eddie Vaisman
Verleih: Leonine Distribution
USA | 2020
Veröffentlichung: Ab dem 25. Juni 2021 im Handel erhältlich als DVD, Blu-ray-Disc und als Video-on-Demand.
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Thomas Heuer
Dr. phil. Medienwissenschaft
Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer
Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie
Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik