„Psychopaths“ will ein Fiebertraum des Schreckens sein
- geschrieben von André Vollmer
- Publiziert in Film
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Aber dem Film gelingt es nicht, seine in einander verschachtelten Geschichten über vier mordende Psychopathen ohne Redundanzen und Logikfehler zu ordnen.
Kurzrezension
In Psychopaths ist der Name Programm: Der Film erzählt von vier psychopathischen Killern in einer chaotischen Nacht, die durch die Exekution eines Serienmörders ausgelöst wird. Der proklamiert kurz vor seinem Ableben für sich, nicht bloß einer, sondern viele zu sein. Als sei er von dem Teufel besessen, der mit seinem Tod freigesetzt wird, brechen Chaos und Anarchie über die Los Angeles herein, als sein Geist in die Menschen fährt und Besitz von ihnen ergreift.
Psychopaths ist eine Horroranthologie, deren einzelnen Geschichten stark miteinander verwoben sind und nicht in chronologischer Reihenfolge dargebracht werden, sodass die Erzählung in der Verbindung mit Musik und plötzlichen Umschnitten einem fieberhaften Traum gleicht. Über den ästhetisierten Schrecken aus Wahnsinn, Folter und Mord spricht ein Erzähler, der die Geschehnisse kommentiert und einordnet – ein Film-Noir-Zitat, wenn man so will, das zum Look und Inhalt des Films gut passt. Der Film spielt in seiner Darstellung des Schrecklichen mit den Täter- und Opferrollen, die unerwartet schnell wechseln.
All dies sind ästhetisch ansprechende Ansätze. Leider bleibt Psychopaths aber hinter seinem Potenzial zurück. Stellenweise ist der Film unerträglich langweilig, da einzelne Sequenzen und Szenen unentwegt wiederholt werden, unter anderem um die achronische Erzählweise aufzufangen. Das ist aber der denkbar ungünstigste Weg, dies zu tun. Man kann dem Zuschauer durchaus zumuten, die Zusammenhänge selbst herzustellen, anstatt ihm Szenen einfach ein zweites Mal zu zeigen, jetzt in der korrekten chronologischen Ordnung. Schon eine Raffung der wiederholten Szenen hätte hier geholfen. Auch weist die Handlung einige Logiklücken auf: Warum etwa fokussiert der Film vier Serientäter, wenn uns der Erzähler mitteilt, dass der Geist des hingerichteten Mörders in gewöhnliche Menschen gefahren ist und sie für eine Nacht Böses tun lässt? Dass die Stadt in Chaos versinkt, ist für die einzelnen Erzählungen ebenfalls nicht bedeutend.
Psychopaths liegt eine überaus gute Idee zugrunde und auch das gefilmte Material sowie die schauspielerische Leistung können überzeugen. Würde man jetzt noch die Redundanzen reduzieren und den Erzählerkommentar überarbeiten, sodass die Einbettung des Erzählten schlüssiger ist, wäre Psychopaths ein richtig guter, künstlerisch ansprechender Horrorfilm geworden – der Fiebertraum, der er sein will.
Clip zu Psychopaths
Infokasten
„Psychopaths“
Regie: Mickey Keating
Drehbuch: Mickey Keating
Laufzeit: 85 Minuten
Produzent: Jenn Wexler, William Day Frank, Mickey Keating
Verleih: Kaleidoskope Film Distribution
USA | 2017

André Vollmer
Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.