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„Parasyte: Part 1“ von Takashi Yamazaki

Filmplakat (Ausschnitt) Filmplakat (Ausschnitt)

Diese Realverfilmung eines Mangas ist der bizarre Auftakt zu einer grandios animierten Alien-Invasion, völlig abgedreht und actiongeladen. Talk to the hand!

Kurzrezension

Dass sich der Schädel des Mannes blütenförmig auffaltet und einen Schlund voller rasiermesserscharfer Zähne entblößt, nun, damit hat der Verkäufer nicht gerechnet. Es ist denn auch das letzte, was er in seinem Leben sieht. Richtig, die Alien-Invasion hat begonnen! Silberfischartige Sporen sind aus einem fremden Land nach Japan verschifft worden, wo diese sich just Menschen als Wirte greifen und mit ihren Hirnen verschmelzen, um sie fortan zu kontrollieren. Das hätte auch Shin'ichi Izumi (Shôta Sometani) passieren können, hätten nicht diverse urkomische Zufälle die feindliche Übernahme verhindert. Zu dumm, dass der Parasit nun in seiner Hand lebt und diese nach Belieben umwandeln kann. Shin'ichis rechte Hand hat ein Eigenleben bekommen und auch, wenn sie gegen seinen Willen mal eine seiner Mitschülerinnen untersucht, ist der kleine Parasit hochintelligent und allein auf sein Überleben fixiert. Das wiederum hängt von dem Leben des Jungen ab, der von anderen Aliens – da der parasitäre Übergriff auf sein Gehirn missglückte – immer noch als Nahrungsquelle betrachtet wird. Aus der ungewollten Zweckallianz, in der sich Shin'ichi und sein Freund die Hand immer ähnlicher werden, erwächst bald eine Freundschaft, die das Ende der Menschheit vielleicht noch aufhalten kann.

Parasyte: Part 1 ist eine Manga-Realverfilmung und wie ein japanischer Comic fühlt sich dieser Film auch an. Denn manga-like sind die duellhaften, actiongeladenen Konflikte, die Figurenkonstellationen mit schwammiger Gut-Böse-Dichotomie und der abgefahrene Humor gepaart mit dem Ernst philosophischer Fragen, eigentlich das gesamte skurrile Szenario einer außerirdischen Invasion, in die ein ahnungsloser Junge hineinstolpert und plötzlich eine herausragende Rolle darin einnimmt. Eine Position, für die der alles andere als außergewöhnliche Shin'ichi gar nicht geeignet wäre, hätte ihm das Schicksal nicht eine bizarre Superkraft und einen ebenso bizarren Buddy aufgebürdet. Der wiederum sorgt in Shin'ichis Hand für den einen oder anderen schrägen Spaß, ist zugleich aber auch wichtiger Dialogpartner, um ernste Themen auszuloten: Was unterscheidet die Aliens eigentlich von den Menschen? Was heißt es, ein Mensch zu sein? Und was geschieht, wenn sich beide Wesen einander annähern, moralisch als auch biologisch? Ist eine Koexistenz möglich?

Dieses filmische Potpourri aus Witz, Action und Tiefsinn, das den Auftakt zu einer Trilogie gibt, ist obendrauf mit sagenhaften Computeranimationen versehen, die das renommierte Entwicklerstudio Square Enix erstellt hat, und zwar so täuschend realistisch, dass ich fast ‚lebensecht‘ schreiben möchte. Nicht nur für Fans des Kultmangas Kiseijuu ist Parasyte eine Empfehlung. Auch jene, die verrückte, aber trotzdem gutgemachte Geschichten mögen, können hier was erleben.

Trailer zu Parasyte: Part 1

Infokasten

„Parasyte: Part 1“ (OT: Kiseijuu)

Regie: Takashi Yamazaki             

Drehbuch: Ryôta Kosawa, Hitoshi Iwaaki (Mangevorlage)

Laufzeit: 109 Minuten

Produzent: Dentsu, GyaO u.a.

Verleih: Eye See Movies

Japan | 2014

Letzte Änderung amMittwoch, 06 September 2017 12:54
André Vollmer

Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.

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