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„Das Verbotene – Die Geschichte des Candyman“ (2020), Hörbuch

Cover (Ausschnitt) Saga Egmont Cover (Ausschnitt)

Wer die Kurzgeschichte, die den Candyman-Mythos begründet hat, in deutscher Übersetzung und als Hörbuch erleben möchte, wird beim Verlag Saga Egmont fündig.

Kurzrezension

Im August 2021 ist nach mehr als 20 Jahren Sendepause ein neuer Candyman-Film in die Kinos gekommen, der den Mythos von dem Mörder mit der Hakenhand in zeitgemäßer Weise aktualisiert und mit ästhetischen Mitteln ein Statement gegen anti-schwarzen Rassismus setzt (mehr dazu in der Besprechung zu Candyman (2021)). Begonnen hat der Mythos 1992 mit der filmischen Adaption von Clive Barkers Kurzgeschichte The Forbidden (1985), deren Übersetzung von Peter Kobbe die Grundlage für das vorliegende Hörbuch darstellt. Die Handlung folgt der Doktorandin Helen, die bei Recherchearbeiten für ihre Dissertation über Graffiti in einem heruntergekommenen Wohnkomplex auf die Großstadtlegende des Candyman stößt. Bald entfalten nicht nur der Verfall eine düstere Sogwirkung auf Helens Geist, auch jene Legende ergreift zunehmend Besitz von ihr, bis ebendiese zum Leben erwacht.

Der deutsche Schauspieler und Synchronsprecher Ben Bela Böhm liest Das Verbotene – Die Geschichte des Candyman mit ruhiger weicher Stimme. Hin und wieder fremdelt man angesichts der beinahe monotonen Intonierung, bis auffällt, welche unterschwellige Melancholie, ja vielleicht schon Resignation darin mitschwingt. Gegen Ende der Geschichte wird deutlich, wie gut dies zur Hauptfigur Helen passt (mehr dazu in der Besprechung zu The Forbidden). Denn mit der schleichenden Wahrwerdung der Großstadtlegende zeigt sich auch Helens Gemütszustand, der an einen Todeswunsch grenzt. Da ist es nicht schlimm, dass Böhms Betonung mal ein wenig abgehackt, mal ein wenig gepresst wirkt. Bemerkenswert ist auch die ästhetische Rückkopplung an die Filminszenierung aus dem Horrorkultklassiker von 1992, Candymans Fluch[i] (OT: Candyman): Ben Bela Böhm spricht den Hakenhandmörder mit ähnlich düsterer Stimme wie Tony Todd, der den Candyman in allen vier Filmen spielt. Insgesamt ist die Lesung dennoch hervorragend, da sie die Hörer*innen einwandfrei durch die komplexen Satzstrukturen der Kurzgeschichte hindurchführt.

Wer eine deutsche Übersetzung der Geschichte, die den Grundstein für den Candyman-Mythos gelegt hat, als Hörbuch erleben möchte, kann auf diese rund anderthalbstündige Lesung von Ben Bela Böhm aus dem Verlag Saga Egmont zurückgreifen.

 

Endnoten

[i] Damit sich die Verfilmung von 1992 (Candyman) sprachlich leichter von der 2021er Adaption des Erzählstoffes (ebenfalls Candyman) unterscheiden lässt, verwende ich in dem Themenspezial, zu dem auch diese Rezension gehört, den deutschen Titel Candymans Fluch. Aus Gründen der Einheitlichkeit tue ich das auch in dieser Rezension, für die das Benennungsproblem nicht so relevant ist.

 

Dieser Text ist Teil des Candyman-Themenspezials:

candyman spezial 8Nachbesprechung zu „Candyman“

Anlässlich der meisterhaften Neuadaption des Horrorkultklassikers Candymans Fluch (1992) besprechen wir Neuauflage, Originalfilm und die literarische Vorlage.

 

 

Infokasten

„Das Verbotene – Die Geschichte des Candyman“

Verlag: Saga Egmont

Sprecher: Ben Bela Böhm

Autor: Clive Barker („The Forbidden“, 1985)

Übersetzer: Peter Kobbe

Spielzeit: 117 Minuten

2020 | Deutschland

Bildrechte: Die Bilder dieses Artikels sind Ausschnitte aus dem besprochenen Medieninhalt oder stammen aus dem Werbematerial dazu. Deren Rechteinhaber können Sie dieser Infobox entnehmen.

Letzte Änderung amSamstag, 16 Oktober 2021 08:14
André Vollmer

Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.

© 2007 - 2022 Mellowdramatix – Fachmagazin & Blog für Phantastik, Horror, Science-Fiction